Nachhaltigkeit ist das große Thema unserer Zeit. Unternehmen, die Nachhaltigkeit gezielt in Strategie und Geschäft integrieren, werden jedoch mit vielen Regulatorien und Herausforderungen konfrontiert. Praxisnahe Einblicke zur Umsetzung lieferte Alissa Sekulic, Teamleiterin Corporate Sustainability bei GOLDBECK im Rahmen der Green Innovation Week der WEGE mbH. Das Bielefelder Familienunternehmen hat gerade seinen Nachhaltigkeitsbericht 2022/23 veröffentlicht.
Das erklärte Ziel des Bau- und Immobilienspezialisten GOLDBECK ist es, innerhalb der Branche „best in class“ in Sachen Nachhaltigkeit zu werden. Der Bau und der Betrieb von Gebäuden ist ressourcenintensiv und hinterlässt einen großen CO2-Fußabdruck – vom Materialverbrauch bis zur benötigten Energie. „Wir haben uns bereits vor einiger Zeit auf den Weg gemacht. Es ist eine Reise hin zu mehr Nachhaltigkeit“, erklärt Alissa Sekulic. Das birgt Chancen, hält aber auch Herausforderungen bereit. Das 1969 gegründete Unternehmen, inzwischen in zweiter Generation familiengeführt, versteht Nachhaltigkeit schon immer als eine Generationenaufgabe. „Das ist fest in der unternehmerischen DNA verankert“, weiß Alissa Sekulic. „Wer ein Familienunternehmen bewahren und wachsen lassen will, muss zukunftsorientiert handeln. Im Ökonomischen, Ökologischen und Sozialen.“ Fest steht: Unternehmen werden längt nicht mehr allein auf Basis ihrer finanziellen Kennzahlen analysiert. Daten zum Umweltschutz, zu sozialen Faktoren und zur Qualität der Unternehmensführung gewinnen an Gewicht. Stakeholder, Investor*innen, Kund*innen und Analyst*innen beurteilen Unternehmen nach ESG-Kriterien.
Herausforderungen der Built World
GOLDBECK sieht sich in der Verantwortung angesichts des Impacts der „Built World“. 2.140 Immobilien betreut und betreibt das Bielefelder Unternehmen, 573 Bauprojekte verantwortete es im letzten Geschäftsjahr. 12.000 Mitarbeitende erwirtschaften in 14 eigenen Werken und an 111 Standorten europaweit eine Gesamtleistung von 6,7 Mrd. Euro. Daran, dass die Bau- und Serviceleistungen von und für Gewerbe- und Kommunalimmobilien eine emissionsintensive Wirtschaftsaktivität darstellen, lässt das Unternehmen keinen Zweifel. „Daher ist uns das Thema Dekarbonisierung besonders wichtig.“ Erfolge lassen sich durch den inzwischen zweiten Nachhaltigkeitsbericht benennen: 8,2 Prozent weniger betriebliche CO₂-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete Goldbeck im Geschäftsjahr 2022/23. Auch bei den produktbedingten Emissionen stehen Reduktionsmaßnahmen klar im Fokus. Hierbei sind unsere Kunden sowie unsere Lieferanten die wichtigsten Partner zum Erfolg.
Die Reise beginnt
Die Nachhaltigkeitsreise Goldbecks startet bereits 2010 mit einem ersten Energie- und Nachhaltigkeitsteam. Als zentrales Ziel der Unternehmensstrategie rückte das Thema Nachhaltigkeit 2021 in den Fokus. 2022 erfolgte die Einführung und Zertifizierung des Umweltmanagementsystems nach ISO 14001. Anfang 2022 führte das Unternehmen eine Wesentlichkeitsanalyse nach den Vorgaben der Sustainability Reporting Standards der Global Reporting Initiative (GRI) durch. Ziel war es mithilfe interner wie externer Expert*innen die für GOLDBECK relevanten Nachhaltigkeitsthemen für die Bau- und Immobilienbranche zu identifizieren. „Offengelegt wurden dadurch mögliche positive wie negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft“, erklärt Alissa Sekulic. Drei Themen – dazu zählen Energie und Emissionen, verwendete Materialien und Kreisläufe sowie ein nachhaltiger Produktlebenszyklus – wurden als wesentlich definiert, da sie mit einer hohen Auswirkung verbunden und somit geschäftsrelevant sind. Neben diesen Fokusthemen identifizierte Goldbeck vier weitere Themenblöcke. „Berücksichtigt wurden dabei die SDGs der Vereinten Nationen, die Ziele des European Green Deals sowie eine Bewertung unserer internen Stakeholder“, macht Alissa Sekulic deutlich. Das Ergebnis dieses Prozesses spiegelt der GOLDBECK-Nachhaltigkeitskompass, in dem sich die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte, nach ESG-Kriterien sortiert, wiederfinden. „Der Kompass hilft uns dabei, die Komplexität der Nachhaltigkeit zu reduzieren, Orientierung zu geben und konkrete Nachhaltigkeitsziele zu kommunizieren“, so Alissa Sekulic.
In kleinen Schritten denken hilft, denn die Analyse soll nicht zur Paralyse führen.
Alissa Sekulic
Chancen und Stakeholder
Parallel dazu trieb Goldbeck in den vergangenen Jahren den Ausbau seines Nachhaltigkeitsnetzwerkes voran, u. a. durch neu organisierte Center of Expertise, in denen bestimmtes Fachwissen gebündelt wird und Kundenlösungen erarbeitet werden. Im Januar 2023 startete die Abteilung Group Sustainability, die personell verstärkt direkt an den im Juli 2022 benannten Chief Sustainability Officer und das Management Board berichtet. „Inzwischen freuen wir uns, dass wir im Finale des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 stehen“, so Alissa Sekulic. Ein Großteil ihrer Arbeit besteht darin, das Thema Nachhaltigkeit strategisch im Unternehmen zu verankern und dabei auf die Mitarbeitenden zuzugehen und ins Gespräch zu kommen. Zum einen, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen, ein gemeinsames Verständnis über Inhalte, Ziele und den Zweck eines Nachhaltigkeitsberichts herzustellen und ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen. Zum anderen, um die für die Nachhaltigkeitsberichterstattung relevanten Daten und Kennzahlen der GOLDBECK-Gruppe zusammenzutragen. „In kleinen Schritten denken hilft, denn die Analyse soll nicht zur Paralyse führen“, empfiehlt Alissa Sekulic.
Gemeinsam zum Ziel
Um den Umweltschutz aktiv zu managen, hat Goldbeck alle Mitarbeitenden ins Boot geholt. Transparenz und Messbarkeit zu schaffen, ist dem Bielefelder Unternehmen wichtig. Nicht nur mit Blick auf die betrieblichen Treibhausgasemissionen. Ziel der Dekarbonisierungsstrategie ist es, die gesamten CO2-Emissionen stetig zu reduzieren. „Changemanagement und Kulturwandel innerhalb des Unternehmens tragen zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeitsperformance bei. Denn unsere Aktivitäten haben eine hohe Relevanz für bestehende wie künftige Mitarbeitenden“, sagt Alissa Sekulic. Aber auch der Kundennutzen – viele Kund*innen verpflichten sich aus eigener Motivation und aufgrund neuer Regulatorik zu eigenen Nachhaltigkeitszielen – spielen eine Rolle und bieten Chancen, sich am Markt von anderen abzuheben. „Endlich wird eine Vergleichbarkeit und Transparenz geschaffen“, betont die Teamleiterin Corporate Sustainability. GOLDBECK hat seinen Rucksack gepackt. Der Nachhaltigkeitskompass ist bei dieser Reise dabei.