Anker Gruppe – Verantwortungsbewusst und flexibel dank Regionalität
Besser regional
Green Stories
Umdenken und anfangen
Können Tradition und Innovation in puncto Nachhaltigkeit zusammenwirken? Darüber, wie dies gelingt, haben wir mit Maik-Oliver Winzker, Betriebsleiter und Mitgesellschafter, und Marc Anthony Timmerberg, Leiter Digitalisierung & COO LocaFox der Anker Gruppe, gesprochen. Die Anker-Werke haben eine lange Tradition. Um 1900 erwarb das 1876 in Bielefeld gegründete Unternehmen die Schutzrechte zum Bau einer Registrierkasse und legte damit den Grundstein für die heute überaus erfolgreiche Anker Gruppe. Die Erfinder der modernen Geldkassette sind Marktführer im deutschsprachigen Lebensmitteleinzelhandel und beschreiten neue Wege.
Sie bezeichnen sich als Startup mit über 140-jähriger Tradition. Was ist damit gemeint?
Maik-Oliver Winzker: Anker war als Marke bereits vom Markt verschwunden und wurde 2015 von privaten Investoren und der heutigen Geschäftsführung wieder ausgegründet aus dem amerikanischen Oracle IT Konzern. Somit der Beginn als „Startup“ in 2015. Wir können durch unser Team auf eine lange Erfahrung im Retail zurückblicken und haben die Anker Gruppe seit 2015 völlig neu aufgestellt, in 2019 und 2021 weitere Firmen übernommen und haben ANKER damit fit für die (digitale) Zukunft gemacht. Das spiegelt sich seit 2023 auch in unserer Neuausrichtung wider, die nicht nur einen einheitlichen Auftritt unter der Dachmarke ANKER Gruppe mit zwei Divisionen – der ANKER POS Solutions (POS-Hardware) und ANKER Applications & Services (POS Software) – mit sich bringt, sondern auch den Launch einer innovativen Softwarelösung: die ANKER Store App. Das ist die praktische All-in-One-Anwendung zur Digitalisierung und durchgängigen Steuerung sämtlicher Filial- und Omnichannel-Prozesse: vom Wareneingang über Lieferanten bis zur Kasse.
Marc Anthony Timmerberg: Wir wollen flexibel und individuell auf die Anforderungen unserer Kundschaft reagieren und digitalisieren mit unseren Lösungen den stationären Einzelhandel. Deshalb wird das Thema Digitalisierung und Softwarelösungen bei Anker immer wichtiger. Für unsere großen Kunden aus der Lebensmittelbranche, die großen Drogerieketten, Tankstellen, Apotheken und so weiter haben wir mit der ANKER Store APP die richtige Lösung. Für Einzelunternehmen oder kleine Filialisten ist unsere LocaFoxPOS als intuitiv bedienbare All-in-One-Lösung genau das Richtige. Digitale Kassensysteme heben sich von herkömmlichen Registrierkassen erheblich ab. Digitale Kassensysteme haben neben dem „Kassieren“ auch viele weitere Funktionen, wie z. B. eine integrierte Warenwirtschaft, eine Kundendatenbank, digitale Kassenbons durch QR-Codes, Analyse- & Statistik-Tools, Onlineshop und eine Verbindung zum Steuerberater. Apropos Tradition: Wir haben eine Retrokasse entwickelt, die natürlich alle modernen Anforderungen erfüllt und im Kassenbereich unserer Kunden einfach cool aussieht. Die kommt bei unseren Kunden richtig gut an.
Sie setzen stark auf Regionalität. Wie sah der Weg zum Aufbau eines regionalen Lieferantennetzwerks aus?
Maik-Oliver Winzker: Als ich 2015 die Betriebsleitung bei Anker übernahm, hatte mein Vorgänger schon sehr gut vorgearbeitet. Seinerzeit lag die Quote der regionalen Partner bei 65 bis 70 Prozent. Den Weg sind wir konsequent weitergegangen und heute arbeiten wir zu 85 Prozent mit regionalen Dienstleistern zusammen. Und mit regional, meine ich wirklich regional: Werther, Bielefeld, Bad Salzuflen, Lemgo etc. Oelde ist da schon am weitesten weg, nur ein Partner befindet sich in den Niederlanden. Wir haben natürlich großes Glück mit der Region OWL, wo so viele unterschiedliche Branchen und Dienstleister vertreten sind.
Welche Vorteile bietet die Regionalität?
Maik-Oliver Winzker: Diese kurzen Beschaffungswege ermöglichen eine schnelle Produktion sowie Auslieferung unserer Produkte. Durch die Produktion „Made in Germany“, eigentlich könnte man auch „Made in Bielefeld“ sagen, weil wir das meiste hier vor Ort herstellen, vermeiden wir Luft- oder Schiffstransporte in der Lieferkette. Das ist auch wichtig im Sinne der Nachhaltigkeit, die wir bei uns im Unternehmen immer weiter vorantreiben. Die Investitionen in eigene Maschinen und Anlagen helfen uns dabei, schneller, flexibler und individueller auf die Wünsche unserer Kundinnen und Kunden reagieren zu können. Unsere Qualitätskontrolle findet zu 100 Prozent an unserem Bielefelder Standort statt. Und das regionale Netzwerk macht uns unabhängiger von Krisen. Wenn ich an die Hochzeiten der Pandemie denke, kam uns die Regionalität zugute, denn wir waren in dieser Zeit immer lieferfähig.
Sie sprachen das Thema Nachhaltigkeit an …
Maik-Oliver Winzker: Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind für uns selbstverständlich und werden in allen Unternehmensbereichen täglich gelebt. Wir optimieren kontinuierlich viele unserer Produktionsprozesse, um Abwasser, Strom und Abfall zu reduzieren. Unsere Verpackungen und Kartonagen sind zertifiziert. Wir nutzen eine eigene Ballenpresse. Die Pappe wird geschreddert und zu Polsterkissen weiterverarbeitet, die wir beim Verpacken unserer Produkte erneut einsetzen. Das ist unser eigener Kreislauf. Wir verwenden zu 100 Prozent Ökostrom. Leider ist unser Dach von der Statik her nicht geeignet, um eine PV-Anlage installieren zu können. Wir hoffen, dass die Technologie bald so weit ist, dass wir unsere Fassaden mit einer Folie zur eigenen Energiegewinnung ausstatten können. Wir stellen unsere Firmenflotte nach und nach auf E-Mobilität um, bieten BusinessBikes und haben dank der Anregung von Marc Anthony Timmerberg in eine smarte Heizungssteuerung investiert. Und wir haben eine Blumenwiese auf dem Firmengelände angelegt. Da freuen sich die Insekten und wir sparen uns den Gärtner (lacht).
Marc Anthony Timmerberg: In unserem Online-Shop bieten wir unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, ihren CO2-Ausstoß zu kompensieren. Wenn eine Schublade beispielsweise 100 Euro kostet, fließen 1,72 Euro in nachhaltige Projekte.
Maik-Oliver Winzker: Wir haben auch unsere Produktion kritisch im Blick und haben schon den Einsatz von Schmierstoffen erheblich reduziert. Wir versuchen, alles, was ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, umzusetzen. Wir haben viele Jahre lang, die Werkstätten in Bethel mit leichten Montagearbeiten beauftragt. Aber da mussten die Teile immer quer durch Bielefeld gefahren werden.
Beschäftigen Sie sich auch mit den Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft?
Maik-Oliver Winzker: Ich nehme aktuell an einer Weiterbildung der Effizienz-Agentur NRW mit Unterstützung der WEGE zum Thema Circular Economy teil. Wir wollen systematisch unsere Wertschöpfungskette betrachten, um zu prüfen, wo wir Verluste weiter minimieren und Produkte im Kreislauf bewegen können. Das ist ein Prozess, in dem wir mittendrin sind.