Martin Schleef: Vor allem die letzten vier Jahre waren besonders erfolgreich. Es gibt einen Trend zur Gentherapie und – durch Corona – zu innovativen Impfstoffen, wie den Covid19-Vakzinen. Wir waren zur richtigen Zeit an dem Punkt, wo wir mit dem, was wir tun, unterstützen können. Wir haben mit Hochdruck an der Optimierung der Produktion von Komponenten für Impfstoffproduktionen gearbeitet. Inzwischen forsche ich seit 30 Jahren in dem Bereich. Mir ging es schon immer darum, genetische Impfstoffe zu verstehen. Die ersten vier Jahre nach der Gründung hatten wir allerdings echte Startschwierigkeiten – beginnend mit der Finanzierung bis hin zu den Gerätschaften, die man in der Biotechnologie benötigt und die nie günstig sind. Zum Glück hatten wir gute Verbindungen zur Uni Bielefeld und konnten uns dort ein Labor mieten. Wir hätten es nicht anders umsetzen können, da wir nicht über Risikokapital verfügten. Über die Jahre hat sich dieser Umstand bis heute als echter Glücksfall erwiesen, denn sonst stünden wir heute nicht da wo wir sind.
Martin Schleef: Der größte Fehler war, dass ich den Schritt zu gründen, viel eher hätte gehen sollen. Damit hätte ich mir einen Gefallen getan. Der Entschluss musste bei mir allerdings erst reifen und so habe ich nach dem Studium zunächst in der Biotechnologie gearbeitet. Die größte Herausforderung war übrigens die Anschaffung unserer ersten beiden Fermenter. Wir brauchten diese, um unabhängig von den Laborkapazitäten in der Uni arbeiten zu können. Die konnten wir nämlich nur nutzen, wenn die Kapazitäten nicht ausgelastet waren. Das war ein echtes Problem, ebenso wie die Finanzierung neuer Fermenter. Allein Kredite zu bekommen, war schwierig. Doch wir haben eine Lösung gefunden und zwei defekte Fermenter in den USA gekauft und repariert. Anfangs hatten wir unsere Zweifel, ob das funktioniert. Schwierigkeiten gab es übrigens als wir sie ins Land holen wollten. Denn durch den offiziellen Namen „Bio-Reaktor“ war auch der Zoll interessiert und es bestand Erklärungsbedarf. Ein Beispiel zur Funktionsweise half schnell weiter: Fermenter eigenen sich nämlich auch zum Bierbrauen. Das überzeugte.
Martin Schleef: Die Erkenntnis, dass wir als Wissenschaftler wirtschaftliche Erfolge haben können! Das wird Wissenschaftlern häufig nicht gegönnt und ist quasi nicht vorgesehen. Doch wir haben bewiesen, es gibt ein sowohl als auch. Wir kooperieren mit unseren Kunden aus Hochschulen, der Biotechnologie und der Pharmaindustrie auf Augenhöhe. Wir wollten immer verstehen, was sie machen und haben uns getraut zu sagen, was wir wollen und können. Exakt heute, am Tag unseres Gesprächs, feiert PlasmidFactory übrigens seinen 21. Geburtstag. Das ist eine tolle Erfahrung!
Martin Schleef: Genetische Impfstoffe sind seit 21 Jahren für uns ein wichtiges Forschungsthema. Schon vor 10 Jahren haben wir an DNA zur Herstellung von mRNA geforscht. Damals haben nur wenige daran geglaubt, dass man damit etwas anfangen kann. Mittlerweile arbeiten wir mit weltweit führenden mRNA-Produzenten eng zusammen und stellen Plasmid-DNA als essentiellen Ausgangsstoff für deren Impfstoff-Produktion her. Corona hat dazu geführt, dass wir seit 2020 Kunden in sehr großen Maßstäben damit versorgen. Das hat natürlich für einen enormen Push gesorgt. Doch fast ebenso lange wie PlasmidFactory existiert, forschen wir auch im Bereich Krebstherapie in Zusammenarbeit mit Hochschulen, biotechnologischen und Pharma-Unternehmen. Wir haben uns auf die CAR-T-Zell-Entwicklung fokussiert. Sie macht das gezielte Aufsuchen von Tumorzellen im Patientenkörper möglich. Es sind also zwei Schlüsseltreiber, die unsere Arbeit bestimmen. Allerdings birgt Corona die Gefahr, dass alle anderen Krankheiten aus dem Fokus verschwinden.
Martin Schleef: Für uns ist es wichtig, eine vernünftige Balance zwischen Forschung und Produktion zu finden. Die Forschung brauchen wir, um in Zukunft wieder zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu stehen. Und in der Produktion – in der seit zwei Jahren jeder gebraucht wird, um das Volumen bewältigen zu können – braucht es ebenfalls Kapazitäten. Doch die Forschung darf darüber nicht einschlafen. In fünf Jahren würden sich bei den Innovationen Verluste offenbaren, dann hätte man sich von der Spitze der Entwicklung entfernt. Es schlagen also zwei Herzen in meiner Brust: Der Spaß an der Forschung ist tief verwurzelt und gleichzeitig gilt es die Produktionskapazitäten am Laufen zu halten bzw. diese zu verbessern. Daran arbeiten wir. Das neue Produktionsgebäude ist fertig. Wir testen zurzeit die Geräte, erst einzeln, dann im Verbund, um zu prüfen, wie sie zusammen funktionieren. Ab Januar folgt nach der Testproduktion der dauerhafte Betrieb.
Martin Schleef: Wichtig ist es aktuelle Trends rechtzeitig wahrzunehmen. Außerdem braucht es ein gutes Netzwerk und eine ebenso vernetzte Kommunikation. Man muss einfach im Gespräch bleiben. Vor allem aber sollte man seine Ziele kennen und – wie im richtigen Leben auch – einen Plan haben, um diese zielstrebig verfolgen zu können und dennoch bescheiden zu bleiben. Auch das ist eine Erkenntnis. Und da wir bei PlasmidFactory inzwischen über einen Zeithorizont von 21 Jahren sprechen, lässt sich aus der Anzahl der Jahre durchaus der Spaß ableiten, mit dem wir dabei sind. Und da alles, was innovativ ist, sich auch schnell ändert, ist eine unserer Eigenschaften, flexibel nach vorn zu schauen.
Martin Schleef: Zum einen liegt Bielefeld geografisch gesehen ganz gut. Zum anderen ist es keine Riesenmetropole, was ich sehr angenehm empfinde. Und die super Ausstattung mit Institutionen wie der Universität Bielefeld und der Fachhochschule sprechen für sich. Dadurch haben wir – im Gegensatz zu anderen Regionen – kein Nachwuchsproblem. Doch das Allerwichtigste ist: In Bielefeld leben ganz bodenständige Menschen. Das spiegelt auch uns als Unternehmen, so dass wir sagen können „PlasmidFactory kommt von hier wech!“. Wir wollen hier arbeiten, weil wir hier sein wollen. Das ist eine sehr glückliche Konstellation auch für unser Thema: die Biotechnologie.
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