Neu entwickelte Verpackungen sollen zu 100 % recyclingfähig und kreislauffähig sein. Und aus Papier. So lautet auch das Ziel der Mitsubishi HiTec Paper Europe GmbH, die diesen Prozess kontinuierlich vorantreibt. Als Teil der internationalen Mitsubishi Paper Mills Gruppe und als Experte in der Produktion gestrichener Spezialpapiere für den Weltmarkt bietet das Bielefelder Unternehmen mit barricote mittlerweile ein ganzes Sortiment an Barrierepapieren an. Michael Kater, Vertriebsleiter Barrierepapiere, erklärt, warum es Alternativen zu herkömmlichen Verpackungen braucht und wohin die Reise geht.
Seit der Drupa 2016, der weltgrößten Messe für Printmedien, entwickelt Mitsubishi HiTec Paper voll recyclingfähige Barrierepapiere für flexible Verpackungen von Lebensmitteln und Non-Food. Wie kam es dazu?
Michael Kater: Mitsubishi HiTec Paper ist seit vielen Jahrzehnten Experte in der Herstellung gestrichener Spezialpapiere. Unsere Kernkompetenz ist neben dem Papiermachen – also der eigenen Produktion von Basispapieren – insbesondere das Aufbringen verschiedener Funktionsstriche auf die Papieroberflächen. So entstehen Hightech-Papiere für verschiedene Anwendungen und Drucktechnologien: Thermopapiere, Inkjetpapiere, Etikettenpapiere etc. Da einige dieser „grafischen“ Anwendungen rückläufig sind, wurde überlegt, wie wir unsere Kompetenzen in neue Bereiche einbringen können, bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgedankens. Ein Ergebnis dieses Prozesses sind die mittlerweile im Markt weltweit etablierten barricote® Barrierepapiere für flexible Verpackungen von Food und Non-Food.
Wir sind aktives Mitglied der Initiative „Wirtschaft pro Klima“ und des Energieeffizienz-Netzwerks „ChePap Rhein-Ruhr“
Michael Kater
Wo kommen Barrierepapiere zum Einsatz und warum sind sie eine sinnvolle Alternative?
Michael Kater: Barrierepapiere kommen im Verpackungsbereich überall dort zum Einsatz, wo Papier eine oder mehrere bestimmte Barrieren als Schutzfunktion bieten soll. Dabei kann der Schutz gegen Einflüsse von außen gerichtet sein, aber auch gegen den Verlust bestimmter Eigenschaften des verpackten Gutes. Im Fall von barricote sind dies etwa wasserbasierende Barrieren gegen Sauerstoff/Aroma, Fett/Öl, Wasserdampf und Mineralölmigration. Hinzu kommt eine gute Heißsiegelfähigkeit, wenn es um Barrierepapiere für heißgesiegelte Beutelverpackungen geht. Der Clou ist dann, dass diese Barrierefunktionen eben faserbasiert mit Papier möglich sind, und reine Kunststoffverpackungen oder auch Laminate ablösen können. Barricote ist zudem FSC® bzw. PEFC™ zertifiziert und im Altpapierkreislauf rezyklierbar. Wenn man zusätzlich die sehr hohe Recyclingquote von Papier und Karton – 2019 betrug diese in Deutschland 90% – mit der von Kunststoff vergleicht – 2019 lag diese in Deutschland bei 56% – und man weiterhin bedenkt, dass Papier zum überwiegenden Teil aus nachwachsenden Rohstoffen produziert wird, verdeutlicht sich die Nachhaltigkeit der barricote Barrierepapiere.
Wie hat sich seitdem der Bedarf bzw. die Nachfrage nach Produkttransformationen – von Kunststoff- auf Papierverpackungen – entwickelt?
Michael Kater: Die Nachfrage nach papierbasierten Verpackungen erfährt seit einigen Jahren eine große Nachfrage. Spät, aber mittlerweile doch überall angekommenen, ist die Einsicht, dass Klima- und Umweltschutz essentiell für die Zukunft der Menschheit ist. Befeuert durch Bilder von mit Plastik vermüllten Meeresgründen und Stränden und durch Bewegungen wie Fridays for Future. Wichtige Handelsketten, Lebensmittelhersteller und Markenartikler haben sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben – und damit auch häufig den Wechsel von kunststoffbasierter Verpackung auf papierbasierte Verpackungskonzepte.
Gibt es Hürden, die im Verpackungsbereich die Entwicklung von innovativen papierbasierten Materialien bremsen?
Michael Kater: Hürden gibt es natürlich immer wieder. Seien es regionale Besonderheiten zum Beispiel bezüglich der vorhandenen Recyclingsysteme oder der entsprechenden Gesetzgebung. Auch bereits im Einsatz befindliche Verpackungssysteme müssen beim Wechsel von Kunststoff auf Papier – meist nur leicht – angepasst werden. Hinzu kommen teilweise auch noch höhere Beschaffungskosten von papierbasierten Lösungen im Vergleich zu fossil-basierten Kunststofflösungen. Diese Hürden gilt es zu überwinden, und daran arbeiten wir regelmäßig.
Ist eine Erweiterung des Sortiments geplant?
Michael Kater: Unser barricote Sortiment ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Neue Anwendungen kamen ebenso hinzu, wie Beutel, Einschlagpapier und Kaschierpapier für Karton oder weitere Grammaturen und Barriere-Kombinationen. Wir arbeiten in unserer Forschung und Entwicklung tagtäglich an Produktverbesserungen sowie an neuen Barrierepapieren. Darüber hinaus entwickeln wir auch Verpackungspapiere ohne Barrieren, zum Beispiel das neue PACK als heißsiegelfähige Alternative zu Kunststoffverpackungen für Kleinteile im Non-Food-Bereich wie etwa Spielwaren.
Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich ein?
Michael Kater: Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen wird weiter ansteigen. Fast täglich liest man von Keyplayern in der Lebensmittelindustrie die Verpackungen umswitchen bzw. entsprechende Tests fahren. Große Hersteller haben dafür eigene Kompetenz- und Forschungszentren eingerichtet, mit denen wir selbstverständlich zusammenarbeiten.
Beim Thema Nachhaltigkeit geht es nicht allein um recyclingfähige Produkte. Gerade in energieintensiven Branchen wie der Chemie- und Papierindustrie ist es entscheidend, den CO2-Fußabdruck weiter zu verringern. Welche Anstrengungen leistet Mitsubishi HiTec Paper in Sachen Energiewende?
Michael Kater: Gerade wir als energieintensive Papierindustrie sind schon seit langem aufgerufen, Energieverbrauch und CO2-Fußabdruck zu verringern. Dem kommen wir bei Mitsubishi HiTec Paper auf verschiedenen Wegen nach. Zum einen betreiben wir seit Jahren moderne Gas-Kraftwerke mit besonders effizienter Kraft-Wärme-Kopplung. Des Weiteren sind wir aktives Mitglied der Initiative „Wirtschaft pro Klima“ und des Energieeffizienz-Netzwerks „ChePap Rhein-Ruhr“. Durch die Teilnahme an der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke konnten bei ChePap Rhein-Ruhr zuletzt in nur 24 Monaten 113 Millionen Kilowattstunden pro Jahr durch realisierte Projekte in den teilnehmenden Unternehmen eingespart werden. Nicht zuletzt und besonders wichtig: Wir sind Gründungsmitglied und Gesellschafter der „Modellfabrik Papier“ in Düren (https://modellfabrikpapier.de/ ). Mit der Modellfabrik Papier ergreift die Papierindustrie die Initiative, um die Klimaziele von morgen zu erreichen.
Primärziel ist die Defossilisierung der Papiererzeugung, um auf diese Weise die gesamte Branche klimaneutral und zukunftsfähig aufzustellen. Die Kernprozesse betreffen die Papierherstellung, die Energiebereitstellung und die Ressourcenwirtschaft sowie deren innovative Verknüpfung. Die Modellfabrik Papier soll Lösungen aufzeigen, die den Ressourcenverbrauch reduzieren, die Ausbeute verbessern und die Rohstoffkreisläufe weiter schließen.