„Jeans. Bio. Made in Bielefeld.“ – selbstbewusst wirbt die upstream GmbH für ihre Blauen aus kontrolliert ökologischem Anbau. Geniestreiche, die mit klangvollen Namen wie Kraftpaket, Blauer Freund, Stiefelknecht, Lieblingsblau oder Freudentanz in unterschiedlichen Passformen – aber immer modisch – daherkommen. Und mit der Option, sich diese personalisieren zu lassen. Nähte, Stoffe und Farben können Kund*innen selbst wählen. 2014 startete Andreas Güntzel, Gründer und Geschäftsführer des Bielefelder Unternehmens, mit zwei Herren- und zwei Damenschnitten mit der Bemusterung. Seitdem ist das Start-up langsam, aber stetig gewachsen und hat sich in dem hart umkämpften und preissensiblen Markt mit guten Perspektiven etabliert.
Wie ist der Stand heute?
Wir sind während der letzten Jahre langsam, aber kontinuierlich gewachsen. Das haben wir geschafft, weil wir unsere Nische immer weiter ausgebaut haben. Hatten wir zu Beginn 40 verschiedene Hosen in der Kollektion – vier Modelle in fünf Größen, zwei Längen und einer Optik – sind daraus zumindest theoretisch weit über 1 Million verschiedene Hosen geworden, die wir unseren Kundinnen anbieten können. Individuelle Anpassungen, die wir mittlerweile auf Wunsch auch machen, sind bei dieser enormen Zahl noch komplett unbeachtet.
Kamen die ersten Kundinnen nach ersten Zeitungsberichten ausschließlich aus Bielefeld und der Region, so liefern wir heute innerhalb Deutschlands von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen sowie von Aachen bis Cottbus. Außerhalb Deutschlands haben wir Kund*innen in Finnland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich und der Schweiz.
Auch in dieser ungewöhnlichen Zeit, mit ihren den Handel schwer treffenden Maßnahmen, sehen wir positiv in die Zukunft, weil wir eben so sind, wie wir sind, und die Dinge etwas anders machen als der Rest.
Was war die größte Herausforderung – was der größte Fehler?
Es gab viele „größte“ Herausforderungen. Die Entwicklung und Weiterentwicklung der kompletten Kollektion war eine wichtige Erfahrung und große Herausforderung, da wir uns in diesem Bereich einen großen Teil selbst erarbeiten mussten – es fehlte unseren damaligen Beratern und Fachleuten einfach selbst an Erfahrung mit Jeans. Dieser harte Weg hat aber letztlich einen wichtigen Beitrag geleistet, dass wir unser Produktspektrum heute so anbieten können, wie wir es tun.
Eine weitere Herausforderung war, den eigenen Vertriebsweg und auch den ganz individuellen Weg des Marketings zu finden: Denn wenn man alles irgendwie anders macht, funktionieren die „normalen“ Wege und Maßnahmen einfach auch nicht so, wie man sich das wünscht oder erfahrene Branchenkenner es vermuten. Das war ein Weg des „trial and error“, der auch mal weh getan hat.
Größte Fehler können wir nicht nennen. Es gab viele Dinge, die falsch gemacht wurden und die scheinbar in ihrer Summe auch zu einem Weg der Erfahrung dazugehören. „Der größte Fehler“ wäre wohl gewesen, es so zu machen, wie alle anderen und wie es uns Branchenkenner, mit denen wir zu tun hatten, nahegelegt haben – davon bin ich bis heute überzeugt. Nicht, weil der „normale“ Weg schlecht ist, sondern einfach, weil er nicht zu uns passt.
Und die beste Erfahrung?
Auch hier fällt es mir schwer von einer besten Erfahrung zu sprechen. Es gibt innerhalb eines Jahres, eines Monats, ja sogar innerhalb einer Woche oder eines Tages immer wieder mal sehr negative wie äußerst positive Erfahrungen und man muss einfach lernen, beides so zu nehmen, wie es ist. Grundsätzlich freuen wir uns, dass wir den Weg – so hart und steinig er auch war – eingeschlagen haben. Wir haben Geniestreich in einem hart umkämpften und preissensiblen Markt mit guten Perspektiven etabliert.
Was sorgte für den eigentlichen Push?
Es gab immer wieder mal kleinere oder größere Pushs. Die Medien – ob Zeitung, Radio, TV oder Internet – haben uns natürlich geholfen. Meist ist das aber nur ein kurzfristiges Aufflammen, denn die unglaubliche Menge an Informationen, die auf alle herabprasselt, schiebt einen dann leider doch schnell wieder in den Hintergrund, so dass der Spruch „steter Tropfen höhlt den Stein“ wohl zutreffend ist.
Unterm Strich war für uns das langsame und kontinuierliche Wachstum vorteilhaft und wichtig, um Produkt und Märkte so gut zu verstehen, dass wir uns immer sicherer im Markt mit unseren Produkten bewegen können. Das heißt aber auch: Wir würden uns jetzt über einen „echten“ und großen Push sehr freuen, denn wir sehen uns jetzt in der Lage, diesen auch gut bewältigen zu können.
Was ist das nächstes Ziel?
Das nächste Ziel ist, weiter gut durch die aktuell schwierige Zeit zu kommen.
Euer Tipp für andere …
Wir haben schöne Dinge erlebt, hatten aber auch sehr harte und anstrengende Zeiten. Ich weiß natürlich nicht, welche Anforderungen an Start-ups in anderen Branchen auf Gründerinnen zukommen und vielleicht ist eine Gründung im EDV-Bereich einfach anders, aber grundsätzlich kann man aus unserer Sicht sagen: Man muss es wirklich wollen! Sind Gründerinnen für ihr Unternehmen bereit, über einige Monate auch einmal 70 oder 80 Stunden in der Woche oder mehr zu arbeiten, dann ist das sicher eine gute Voraussetzung. Uns hat an der Stelle vielleicht auch ein klein wenig die ostwestfälische „Sturheit“ geholfen, die uns immer wieder hat weitermachen lassen.
Was schätzt ihr an Bielefeld?
Wir hatten vor der Gründung unseren Lebensmittelpunkt in Bielefeld und es stand nie auch nur eine Sekunde die Frage im Raum, ob wir das ändern. Wir waren sicher, dass es richtig ist. Bielefeld passt einfach gut zu dem, was Geniestreich ausmacht: Und so werben wir mittlerweile stolz mit „Jeans. Bio. Made in Bielefeld“.