„Befragungen zufolge geben zwischen 50 und 70 Prozent der Unternehmen an, dass Nachhaltigkeit ein zentrales Thema für sie ist. Und sie fragen nicht mehr, warum sie nachhaltig wirtschaften sollen, sondern sie wollen ganz konkret wissen, wie es denn am besten geht“, bringt es WEGE-Prokuristin Brigitte Meier auf den Punkt.
Mit „Green Stories“ macht das Wirtschaftsportal DAS KOMMT AUS BIELEFELD die Bestrebungen der heimischen Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit auf all seinen medialen Kanälen sichtbar – als Mutmacher, Inspiration und Orientierungshilfe, wie die anspruchsvolle Zukunftsaufgabe konkret angegangen werden kann. Und auch der kollegiale Austausch der beteiligten Unternehmen untereinander bringt erheblichen Nutzen.
Die Klimakrise ist bereits da und auch den Unternehmen ist klar: Es ist höchste Zeit zu handeln. Nachhaltiges Wirtschaften ist weder bloßer Trend noch Marketingstrategie. Unternehmen haben es zunehmend mit gesetzlichen Vorgaben zu tun, die sich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen, den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN (Sustainable Development Goals) und dem European Green Deal ergeben sowie mit den Auswirkungen aus Urteilen des Bundesverfassungsgerichts. Außerdem hat sich die Haltung und der Anspruch der Kund*innen gravierend verändert. Diese interessieren sich verstärkt dafür, ob das Produkt oder die Dienstleistung klimaverträglich ist. Und wo das Produkt unter welchen Bedingungen von wem gefertigt wurde. Kurz: Die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit kommt auch aus dem Markt.
Viele Unternehmen lassen sich zertifizieren, verändern ihre Prozesse und verbrauchen weniger Ressourcen oder wirtschaften sogar schon klimaneutral. Denn sie wissen: Unternehmen, die nicht nur zu Marketingzwecken, sondern aus innerer Überzeugung ökologisch und nachhaltig vorangehen, sind für ihre Mitarbeitenden und zukünftigen Nachwuchskräfte deutlich attraktiver. Diese veränderte Haltung spiegelt sich auch in der Gründer-Szene. „Wir beobachten, dass viele Bielefelder Start-ups ihre Produkte, aber auch ihr wirtschaftliches Handeln ganz im Sinne der Nachhaltigkeit ausrichten“, berichtet Dr. Astrid Schwarzer vom Team DAS KOMMT AUS BIELEFELD (DKAB).
Sichtbarkeit und Orientierung
Jeder, der sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, stellt schnell fest, dass es für den Begriff keine allgemeingültige Definition gibt. „Wir verstehen darunter, nicht ,nur’ ökologische, sondern bewusst auch ökonomische und soziale Aspekte“, sagt Ulrike Meier, ebenfalls vom DKAB-Team, mit Blick auf Rohstoffe, Lieferketten und Sozialstandards. Allein schon die Begrifflichkeiten „CO2-neutral“, „klimaneutral“ oder eben „klimaneutralisiert“ lassen die Komplexität erahnen. Manch einer steht beim Thema Nachhaltigkeit vor einem Berg an Aufgaben oder verzweifelt an den unterschiedlichen Zertifizierungen, Kriterienkatalogen oder Siegeln.
Die Herausforderungen, vor denen die Unternehmen stehen, sind vielfältig. Das DKAB-Team möchte Orientierung geben. „Wir bringen Unternehmen zusammen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen und sich vor allem in unterschiedlichen Stadien beim Aufbau ihrer Nachhaltigkeitsstrategie befinden“, berichtet Ilka Alefsen, die das Team seit November 2021 verstärkt. „Als Wirtschaftsförderung sind wir nah dran an den Unternehmen und können den Erfahrungsaustausch untereinander fördern.“ Gerade kleinere Betriebe haben vielfach nicht die Ressourcen, Mitarbeitenden ab- oder einzustellen, die sich ausschließlich um die Ziele und die Einhaltung des nachhaltigen Wirtschaftens kümmern. Und nicht immer stehen die nachhaltigen Ziele im harmonischen Einklang mit den ökonomischen – es treten Interessenkonflikte auf, sodass Kommunikation, Abwägung und Steuerung zum Kerngeschäft des Sustainability Managements gehören.
Den Anfang machen
„In einem ersten Schritt können Unternehmen beispielsweise ihren CO2-Fußabdruck erheben. Hier geht es darum, zu analysieren, wie sich das eigene Wirtschaften in der ‚Klimawährung‘ CO2 niederschlägt und welchen Klimaimpact das Unternehmen hat. Dazu gehören auch die Ermittlung von Abfallmengen und Recyclingquoten, Mobilitätsverhalten, Dienstreisen, eigene Energieverbräuche und die Auswertung beziehungsweise Visualisierung im CO2-Fußabdruck. Das Erheben der Daten ist viel Fleißarbeit, aber es bringt in der Analyse und gegebenenfalls in der direkten Umsetzung schon schnelle Mehrwerte und wesentliche Ersparnisse“, skizziert Jana Müller eine mögliche Vorgehensweise.
Viele Unternehmen kennen das methodische Vorgehen bereits, etwa aus dem Qualitätsmanagement (u. a. DIN ISO 9001) oder wenn sie bereits ein Energie- oder Umweltmanagement-Tool nutzen, in dem der PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) festgeschrieben ist. Damit wird aber auch deutlich, dass das Reporting und die Verankerung im Unternehmen eine zentrale Aufgabe der Geschäftsführung ist. Zumal die nächsten Schritte wie Überprüfung von Materialeinsatz oder Lieferketten, eventuell eine Umstellung der Produktionsprozesse oder die Beantragung von Fördermitteln nicht nur komplexer sind, sondern auch zum Teil größere Investitionen auslösen.
Voneinander lernen
WEGE-Prokuristin Brigitte Meier ergänzt: „Durch unser großes Netzwerk ermöglichen wir den kollegialen Austausch der Unternehmen, die viel voneinander lernen können. Wer voneinander lernt, trifft bessere Entscheidungen! Das haben wir bereits bei anderen Herausforderungen wie der Digitalisierung und der Fachkräftesicherung, feststellen können. Deshalb begleiten wir die Bielefelder Unternehmen auf ihrem ‚nachhaltigkeitsorientierten und grünen‘ Weg, fungieren als Informationsgeber, wissen, wer unterstützen kann, fördern den kollegialen Austausch untereinander und organisieren Veranstaltungsformate mit Expert*innen, Workshops, Best Practice und vieles mehr. Als Wirtschaftsförderung möchten wir dabei unterstützen, die komplexe Zukunftsaufgabe des nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaftens in Unternehmen voranzubringen.“