„Der Innovation Sprint ist eine verkürzte Version des Design Thinkings“, stellt Lisa Planer, Junior Marketing Consultant von mindsandmaker, eingangs fest. Doch um zu verdeutlichen, wie ein innovativer Sprint entsteht, geht es an diesem Vormittag nicht nur um die Theorie. Die Teilnehmenden bei dem Thema mitzunehmen, ist mindsandmaker wichtig. Schließlich geht es auch in der Praxis – während eines Innovation Sprints – darum, alle Mitarbeitenden einzubeziehen. „Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor eines Innovation Sprint“, betont auch Stefan Mrozek, Gründer und Managing Partner von mindsandmaker. Ziel ist es, ein Mindset für das kreative Lösen von Problemen und die Entwicklung neuer Ideen zu kreieren. „Ein Innovation Sprint ist ein strukturierter Prozess zur agilen Forcierung von Innovationen“, macht Stefan Mrozek deutlich. Dabei geht es vor allem darum, dass Unternehmen ihre Kund*innen verstehen, etablierte Annahmen in Frage stellen und Probleme neu definieren. „Innovationen zu entwickeln, ist wichtig, hat in unserem Unternehmen aber immer lange gedauert“, erklärt Sven Herwig. Das Kerngeschäft der Helmut Bünte GmbH ist der Handel mit Produkten für Pkw-Anhänger. Das Sortiment umfasst 14.000 Ersatzteile, Komponenten und Zubehör von rund 550 Marken. „Wir sind als Großhändler gezwungen uns immer wieder neu zu erfinden, der reine Handel funktioniert immer weniger“, so Sven Herwig, der das Unternehmen in zweiter Generation führt. Vor 30 Jahren gegründet, leitet er es seit 2017. „Seitdem arbeite ich an der Unternehmenskultur und beschäftige mich auch mit dem Thema Innovation.“ Gemeinsam mit mindsandmaker hat sich das Unternehmen für einen Innovation Sprint entschieden, um den Innovationsprozess zu beschleunigen.
Beim Innovation Sprint, der den Phasen aus dem Design Thinking angelehnt ist, werden aus Ideen über einen kreativen Prozess später umsetzbare Aktionen bzw. Produkte. „Die Abgrenzung des Innovation Sprint zum vollständigen Design Thinking Prozess ist vor allem die Fokussierung auf einen spezifischen Problemraum. Das können sowohl Produkte als auch Prozesse sein“, so Lisa Planer. In zwei kurzen Break-Out-Sessions konnten die Teilnehmenden während des Partnertreffen selbst erleben, wie dieser kreative Ideen-Austausch funktioniert. Die Aufgabe: Skizzieren Sie den für sich perfekten Pkw-Anhänger und gleichen diesen danach mit Ihrem Partner in der Break-Out-Session ab. „Anhand der Ergebnisse wollen wir zeigen, dass die eigene Auffassung nicht die einzig Richtige ist.“ Das mussten auch die Mitarbeitenden der Firma Bünte während des Innovation Sprints erfahren. „Die ersten Ideen, die bei uns entwickelt wurden, waren einfach noch sehr nah am Produkt selbst, erst danach wurden die Ideen größer“, resümiert Sven Herwig rückblickend. Die Kund*innen zu verstehen, ist dabei ein wesentlicher Ansatz auf dem Weg zu innovativen Lösungen. „Du musst mit den Kundenerlebnissen starten und dich zur Technologie zurückarbeiten, nicht andersherum“, lautet daher auch das Fazit von Lisa Planer.
Hilfreich in dem Prozess war aus Sicht Sven Herwigs die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Zielgruppe und welche Kund*innen angesprochen werden. „Wir haben im Vorfeld des Innovation Sprints vier Personas erstellt. Wenn wir über neue Produkte sprechen und überlegen, ob unsere Kund*innen dieses Produkt kaufen würden, holen wir sie mit an den Tisch.“ Entwickelt hat die Bünte GmbH die Personas mit externer Unterstützung und hat sie anschließend über eine Customer Journey überarbeitet und aktualisiert. „Wichtig ist es, die Ideen mit den Personas abzugleichen und auch neue Personas als potenzielle Zielgruppe für neue Ideen zu definieren“, betont Stefan Mrozek in diesem Kontext.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Design Thinking Stufen geht es am Ende darum, welche Ideen – ausgerichtet an den Kund*innen – am Erfolgversprechendsten sind. „Diese gilt es dann zu konkretisieren“, so Stefan Mrozek. Mit dem Play-to-win- Canvas, schließt sich ein weiterer Schritt an, um die strategische Entscheidungsfindung voranzutreiben. „Das Chart führt dazu, dass man alle Ideen zu Konzepten weiterentwickelt und diese mit Thesen versehen muss, die wahr sein müssen, damit das Geschäftsmodell funktioniert. „Reverse Engineering“ nennt sich dieses Vorgehen, bei dem die kritischsten Thesen im Anschluss als erstes validiert werden, um die größten Hindernisse gleich zu lösen. Erst danach werden Ideen für Produkte oder neue Geschäftsmodelle in die nächste Phase des Testings überführt. Hier gilt es, Produkte anfass- oder kommunizierbar zu machen. In Form von Prototypen erhalten die Ideen Form und Funktion. „Hier lassen sich mit minimalem Einsatz maximale Erkenntnisse erreichen“, resümiert Stefan Mrozek. „Bei uns war die ursprüngliche Idee ein neues Point-of-Sale Regal. Die Idee ist dann durch die Thesenüberprüfung komplett durchgefallen und erst durch eine gemeinsame Weiterentwicklung des Konzepts mit mindsandmaker in eine ganz neue Form gegossen worden. Nun wird an einer Weiterentwicklung gearbeitet, die ein wesentliches Problem der Kunden löst. Sie soll in ländlichen Gebieten zum Einsatz kommen, wo es schwierig ist, Ersatzteile schnell zu liefern und wir deshalb zwischenlagern müssen“, sagt Sven Herwig und fügt hinzu: „Es braucht die Selbsterkenntnis, dass eigene Ideen auch kritisch hinterfragt werden müssen um dann einen neuen Weg für innovative Lösungen zu finden.“
Dass das Thema des praxisorientierten DKAB-Partnertreffens zahlreiche Impulse gab, war an der lebhaften Diskussion abzulesen, die sich nicht erst zum Ende des 10. virtuellen Treffens entwickelte. „Die operative Herangehensweise beim Innovation Sprint am Beispiel der Firma Bünte war spannend und hat erneut zu einem intensiven Austausch geführt“, resümiert auch Brigitte Meier, die bereits auf das nächste Partnertreffen am 11. November um 9 Uhr aufmerksam macht.
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