Corinna Powalla: Ich leite den Teamkreis „People & Growth“ und stärke zum einen, quasi als Backbone, die Organisation nach Innen genauso wie ich Wachstumsthemen vorantreibe. Meine Kernaufgabe besteht darin, unsere organisatorischen Abläufe intern zu stärken, unsere Mitarbeiter zu befähigen und zudem neue Themen zu entwickeln und an den Start zu bringen. Die Aufgabe reizt mich, da sie ganz unterschiedliche Herausforderungen mitbringt. Nachdem ich 2011 in Berlin selbst erfolgreich Modomoto, ein Curated Shopping Startup für Männermode aufgebaut habe, bin ich inzwischen im Münsterland gelandet und im April 2020 zum zweiten Mal Mutter geworden. Für mich war es Zeit, ein Kapitel abzuschließen und ein neues aufzuschlagen. Auf dem Weg der Gründung ins Unternehmerdasein habe ich selbst erlebt, wie hilfreich es ist, sich auszutauschen, Abkürzungen zu nehmen, um nicht durch jede Problematik selbst durchwaten zu müssen. Das spart Zeit und Geld. Meine Erkenntnis aus den Überlegungen: Der nächste Schritt ist nicht die nächste Selbstständigkeit. Vielmehr möchte ich dem Ökosystem etwas zurückgeben. Die Founders Foundation ist mir dann als Erstes aufgefallen. Da ich die letzte Hinterland-Konferenz leider knapp verpasst hatte und dann Corona-bedingt eine längere Durststrecke an Events folgte, bin ich in den direkten Austausch mit Dominik Gross gegangen. Mit ihm habe ich frei darüber nachgedacht, was geht. Lange bevor es in ein ernsteres Konstrukt gegossen wurde. Reizvoll ist, dass der Rahmen in Bielefeld durch den starken Mittelstand vor Ort gegeben ist. Das ist einzigartig! Jetzt geht es darum, in einer Flächenregion die Startup-Szene weiter anzukurbeln. Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, in der Frühphase anzusetzen. Es gibt viel Raum für disruptive Geschäftsmodelle mit Fokus im B2B-Bereich, das ist äußerst spannend. Das hat mich gelockt.
Corinna Powalla: Als ich 2008 nach meiner Diplomarbeit ins Berufsleben einsteigen wollte, war aufgrund der Weltwirtschaftskrise nichts los in Berlin – grundsätzlich wenig Mittelstand und damit keine Anknüpfungspunkte. Inzwischen ist einiges passiert und Berlin ist Startup-Metropole. Da wir hier in OWL etwas zeitversetzt gestartet sind, gibt es noch viel Potenzial für weitere Gründungen. Gerade, wenn es darum geht, Startups in der Frühphase zu begleiten, Kapital in die Region zu holen, Talente auszubilden, für die Region zu begeistern und die Zusammenarbeit mit dem Mittelstand zu standardisieren. Es gilt den digitalen Wandel zu beschleunigen. Einige Unternehmen aus der Region haben sich bereits auf den Weg gemacht, andere nicht. Hier liegt viel Potenzial auch für Startups aus der Region. Dafür braucht es den Austausch mit innovativen Köpfen. Der Mittelstand sollte sich fragen, wie er Abkürzungen nehmen kann und von sich aus den Dialog aufnehmen sowie konkrete Herausforderungen durch Anknüpfungspunkte mit neuen, disruptiven Geschäftsmodellen lösen zu wollen.
Corinna Powalla: Es gibt Tanker, das sind meist große Corinna Powalla: Es gibt Tanker, das sind meist große Konzerne, die das Thema angehen. Aber wir brauchen nicht nur Schnellboote, die diese begleiten, sondern auch noch Kajaks und Ruderboote, um den digitalen Wandel für alle Unternehmen zu gestalten. Wir müssen uns dafür breit aufstellen.
Dominik Gross: Es ist ein Muss für den Mittelstand, die Zusammenarbeit mit Startups anzugehen. Die Innovationszyklen werden immer kürzer und die technologischen Möglichkeiten immer vielfältiger. Alles alleine umzusetzen, ist nicht möglich. Früher gab es 7-Jahres-Zyklen, um neue Produkte einzuführen. Das ist heute komplett anders. Nur ein Beispiel: Autos auf Softwarebasis brauchen unterjährige Updates. Die Innovationsmöglichkeiten sind also so breit, dass es Startups für diesen digitalen Wandel braucht. Und für die Region sind sie entscheidend, damit OWL eine starke Wirtschaftsregion in der Zukunft bleibt.
Dominik Gross: Wir befeuern die Entrepreneur-Kultur seit 2016 und bilden hier die nächste Gründergeneration aus. Vorher glich die Region einer Startup-Wüste, inzwischen sind rund 120 Startups entstanden. Manche wachsen schneller als andere, aber eine kritische Masse an Startups sorgt dafür, dass die Performance immer besser wird. Startups, die zur nächsten Mittelstands-Generation werden und schon heute intelligent vernetzt Hand-in-Hand arbeiten. Durch die Interaktion mit etablierten Wirtschaftsunternehmen entsteht so eine Win-win-Situation. Ein weiterer Meilenstein ist die jährliche Tech-Konferenz Hinterland of Things. Sie ist inzwischen mehr als eine Konferenz, nämlich eine Plattform für den ganzjährigen Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren unseres Startup-Ökosystems. Sie ist als Leuchtturm für unsere Region wichtig. Hier treffen internationale B2B-Startups in einem Raum auf mittelständische Unternehmen und renommierte Venture-Capital-Investoren – und zwar mit dem Ziel, gemeinsam etwas zu kreieren. Am 1.6. 2022 ist es wieder so weit, dann findet die nächste Hinterland of Things im Lokschuppen statt und wir erwarten wieder 1.500 Gäste.
Dominik Gross: Es entwickelt sich etwas. Allein vom Alter unseres Startup-Ökosystems her, haben wir noch eine Strecke vor uns: Wir sind noch jung und wild, könnte man sagen, wachsen und entwickeln uns schnell – das ist ein Vorteil! Die Gründerszenen in Tel Aviv und im Silicon Valley sind 40 Jahre alt, in Berlin und München 20. Sie befinden sich in einem anderen Reifegrad. Wir sind seit gut fünf Jahren unterwegs und haben jetzt eine kritische Masse an Startups aufgebaut und die Relevanz des Themas in die Breite der Gesellschaft transportiert. Der Fokus auf B2B trägt sich in unserer Region: 85 Prozent der Startups vor Ort haben einen B2B-Fokus und die Hälfte von ihnen setzt auf skalierbare SaaS-Geschäftsmodelle. Diese haben das Potenzial schnell zu wachsen, benötigen dafür aber auch die entsprechenden Venture Capital Investments. Wir haben den Anspruch, auf der internationalen Karte der Startup-Ökosysteme gesehen zu werden. Dafür müssen wir groß denken und smart handeln. Im Startup-Ökosystem-Report konnten vier Handlungsfelder identifiziert werden: mehr Talente für Entrepreneurship begeistern, die entstehende lokale Community weiter stärken, frühphasige Startup-Finanzierungen sicherstellen und bezüglich des Branchen- und Technologiefokus weiter zuspitzen.
Corinna Powalla: Es gibt bereits erfolgreiche Initiativen, Angebote und Formate wie Hacks oder Match-Making-Programme, um die unterschiedlichen Akteure der Szene – insbesondere „old and new economy“ – zusammenzubringen. Aber wir denken natürlich größer und weiter, über den Status quo hinaus: Wir wollen ein stärkeres Community-Gefühl erzeugen unter quantitativen und qualitativen Aspekten. Wir können uns nicht auf dem derzeitigen Stand ausruhen, weil es sonst schwer wird.
Dominik Gross: In diesem Sinne gilt es, die Brücke zwischen Startup und Mittelstand weiterzuentwickeln. Gerade hier können die erfolgreichen Unternehmen über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg ihr Kapital nutzen. Im ersten Schritt sind bereits unternehmensinterne Digital- und Innovationseinheiten und bei einigen Unternehmen sogar „Corporate Venture Capital“-Fonds entstanden. Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu gehen und noch experimentierfreudiger zu werden, sich zu öffnen, sowohl für die eigenen Mitarbeiter*innen, für Talente von außen und für Startups. Der von der Bundesregierung angestrebte größte Umbau der deutschen Industrie in Richtung Nachhaltigkeit und Digitalisierung wird nur mit einer gemeinsamen Mission gelingen.
Corinna Powalla: Es ist ein Prozess, der sich gegenseitig befeuert. Gründer*innen ziehen Gründer*innen an. Ebenso wie erfolgreiche Kooperationen zwischen Startups und mittelständischen Unternehmen Vorbildfunktionen besitzen und sich so vervielfältigen.
Dominik Gross: Wir wollen gute Talente hier entwickeln und in die Region holen. Dafür schaffen wir einen Rahmen, damit kluge Köpfe Lust haben, hier vor Ort etwas zu gestalten und voranzubringen. Dafür bieten wir bereits viele verschiedene Programme und Formate an, die sich an Startups aber auch Corporates richten. Aber in erster Linie geht es immer um das einzelne Talent, dieses zu befähigen und zu unternehmerisch denkenden und handelnden Macher*innen auszubilden. Das Entrepreneurship zu empowern, darin liegt unsere Mission und die wollen wir mit vielen teilen: mit Menschen aus Unternehmen, Politik und Verwaltung. Denn der größte Umbau der deutschen Industrie steht an. Und entweder lässt man sich gestalten oder man gestaltet selbst – und genau das haben wir vor zu tun.
Tipp
Hinterland of Things Konferenz
Termin: 1. Juni 2022, Lokschuppen Bielefeld
www.hinterlandofthings.com
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