1. Juni 2021
Gründungsstorys

Gesund leben und arbeiten

©istock.com/ Daisy-Daisy

Startups Story

Ob Carsharing, Upcycling-Mode oder Bio-Lebensmittel: Immer mehr Menschen legen Wert auf eine bewusstere Lebensweise. Dabei rücken auch Themen wie Gesundheit und das eigene Wohlbefinden immer stärker in den Fokus und damit auch die Frage, was man selbst dafür tun kann.

Wir stellen in diesem Special fünf Bielefelder Start-ups vor, die bei der Erhaltung und Erlangung der körperlichen und seelischen Gesundheit unterstützen können.

Gründungsstory: Josephine Flentje

Sport und Psyche im Gleichgewicht

Josephine Flentje rückt mit ihrem 2021 gegründeten Bielefelder Start-up die Kombination aus Sport und Psyche in den Fokus. Denn manchmal spielt der Körper bei der Umsetzung nicht mit, ein anderes Mal ist der Kopf blockiert. Oder der Körper schmerzt. Gemeinsam mit ihren Kund*innen entwickelt die B. Sc. Psychologin, die parallel ihren Master in Sport- & Gesundheitspsychologie macht und seit über fünf Jahren als medizinische Fitnesstrainerin agiert, ein individuelles sportpsychologisches Konzept. Gemeinsam Türen öffnen, neue Wege ausprobieren und auf eine sportliche Reise gehen bilden die Grundlage für ihre Arbeit. Ihr Ziel: Sie möchte insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen durch die Kombination aus Beratung und Bewegung unterstützen, zurück zu ihrem persönlichen Wohlbefinden zu gelangen. Damit diese ihren Alltag wieder mit Lebensenergie füllen können. Uns beantwortete die 24-jährige Gründerin drei Fragen. 

3 Fragen an Josephine Flentje …

Was kann man tun, um sein Wohlbefinden und damit auch seine Gesundheit zu fördern? 

Zuerst ist es von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, dass unser Körper nicht unabhängig von unserem psychischen Befinden funktioniert und umgekehrt. Unser Kopf ist Teil unseres Körpers und nicht unabhängig von ihm. Um also ein ganzheitliches Wohlbefinden zu erlangen, lohnt sich ein Blick auf beide Aspekte, Körper und Psyche. Anhand individuell angepasster Konzepte, welche zumeist eine Kombination aus Gespräch und Körperarbeit beinhalten, kann unser Wohlbefinden positiv beeinflusst werden. Mit dem Ergebnis, Zusammenhänge des eigenen Körpers zu begreifen, zu verinnerlichen und die eigene Gesamtgesundheit ganzheitlich zu fördern. 

Was war bisher Ihr größter Stolperstein oder Überraschungsmoment?

Mein größtes Überraschungsmoment – und zugleich Stolperstein – ist immer wiederkehrend der Fakt, dass viele Menschen zunächst keinen Zusammenhang zwischen mentaler und körperlicher Gesundheit erkennen können. Häufig werde ich gefragt, was ich denn nun eigentlich mache, psychologische Beratung ODER medizinisches Training. Erst nach eingehender Erläuterung und Beispielen wird die Idee des ganzheitlichen Ansatzes greifbarer. Dann ist es umso schöner, zu beobachten, wie sich das Verhältnis zum eigenen Körper verändert und das Wohlbefinden erhöht werden kann.

Was tun Sie für Ihr eigenes Wohlbefinden und damit für Ihre Gesundheit?

Für mein eigenes Wohlbefinden versuche ich, mir Tagesstrukturen zu planen. Besonders in einer Selbstständigkeit laufen wir schnell Gefahr, rund um die Uhr erreichbar zu sein und kein Ende zu finden. Daher richte ich mir, sofern möglich, feste Arbeitszeiten ein, die außerdem regelmäßige Pausen und Termine ohne hohen Zeitdruck beinhalten. Hinzu kommt ein eigenes Fitnesstraining am Morgen, um ausgeglichen in den Tag starten zu können. Und zu guter Letzt natürlich eine ausgewogene Ernährung mit Beachtung wichtiger Mineralien und Vitamine. All dies bedeutet nicht, dass es keine Tage gibt, an denen es einmal anders aussehen kann. Das ist Alltag und auch völlig in Ordnung. Vielmehr geht es um die Grundidee eines ausgewogenen Lebensstils und Achtsamkeit auf den eigenen Körper und die Seele.

Gründungsstory: Haushaltshilfe mit Herz

Gesund werden – Unterstützung erfahren

Mit Empathie und mit vollem Einsatz Menschen in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen. Dort zu helfen, wo sie sich selbst nicht helfen können, treibt Christiane Balwanz an. Ob Beinbruch, Komplikationen in der Schwangerschaft oder eine unerwartete Krebserkrankung – die Bielefelderin entlastet Menschen in gesundheitlichen Ausnahmesituationen, organisiert Haushaltshilfen und übernimmt von der Beantragung bis zur Abrechnung die Organisation mit den zuständigen Kranken- und Rentenkassen. 2021 gründete sie in Bielefeld ihre Agentur „Haushaltshilfe mit Herz“ und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Was sie mit ihrem Bielefelder Start-up bewegt, hat uns interessiert.

3 Fragen an Christiane Balwanz…

Was kann man tun, um sein Wohlbefinden und damit auch seine Gesundheit zu fördern?  Wenn die Diagnose einer schweren Erkrankung gestellt wird oder durch einen Unfall passiert, steht erstmal alles Kopf. Die Patienten machen sich Sorgen um ganz alltägliche Dinge wie: Wer geht für mich einkaufen? Wer macht die Wäsche? Wie schaffe ich das mit dem Haushalt? Und wohl die wichtigste Frage: Was passiert mit meinen Kindern? Wenn sich Betroffene dann entschieden haben eine Haushaltshilfe zu beantragen, stehen sie häufig vor einem Berg an Papieren, die es auszufüllen gilt. Genau das nehme ich Patienten mit meiner Agentur Haushaltshilfe mit Herz alles ab. Ich kümmere mich vom ersten Moment an um sämtliche Anträge, das Einreichen bei den Krankenkassen, hole Bewilligungen ein, rechne mit den Krankenkassen ab und stelle natürlich eine geeignete Haushaltshilfe bereit. Ganz nach unserem Motto: Sie kümmern sich um Ihre Gesundheit – wir kümmern uns um den Rest.

Was war bisher Ihr größter Stolperstein oder Überraschungsmoment?

Stolpersteine waren eigentlich nicht da, weil ich in den vergangenen Jahren als Regionalleitung für das Gebiet Ostwestfalen/Lippe im gleichen Berufsfeld viele Erfahrungen sammeln durfte. Auch die bestehenden Kontakte zu den Sozialarbeiter*innen in den Krankenhäusern, Hebammen und Ärzt*innen haben mir den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert. Etwas holperig war der Prozess die Selbstständigkeit anzumelden, aber dafür gibt es zum Glück professionelle Hilfe, wie zum Beispiel von der WEGE. 

Was tun Sie für Ihr eigenes Wohlbefinden und damit für Ihre Gesundheit?Durch meine zwei Windhunde Else und Carlos bin ich viel an der frischen Luft. Meine Morgenroutine mit Meditation und Spazierengehen tragen genauso wie vegetarische Ernährung zu meinem Wohlbefinden bei.

Gründungsstory: Praveller

Persönliche Entwicklungen fördern

Silke Hiltenkamp ist der Kopf hinter „Praveller“, einem Portal für Persönlichkeitsentwicklung. Die Idee für ihr Start-up war geboren, als sich die Erzieherin und Diplom-Sozialpädagogin auf der Suche nach Seminaren für Persönlichkeitsentwicklung durch einen Dschungel von Angeboten kämpfen musste. „Daher baue ich mit Praveller die vielfältigste und kundenorientierteste Plattform zum Thema Persönlichkeitsentwicklung auf“, erklärt die Gründerin, die durch das Center for Entrepreneurship (CFE), einer hochschulweite Anlaufstelle für alle Gründungsinteressierten der FH Bielefeld, in allen Phasen der Unternehmensgründung aktiv unterstützt wurde und ein einjähriges Coachingprogramm absolvierte. Der Name des jungen Bielefelder Start-ups ist übrigens eine Wortschöpfung. Sie setzt sich aus dem „P“ für Persönlichkeitsentwicklung oder Personality und dem englischen Reisenden „Traveller“ zusammen. Corona-bedingt stehen zurzeit Onlinekurse im Fokus. „Ich gehe künftig davon aus, dass neben Präsenz- auch Onlineseminare weiter in Anspruch genommen werden“, erklärt Silke Hiltenkamp im Gespräch mit DAS KOMMT AUS BIELEFELD.

3 Fragen an Silke Hiltenkamp…

Was kann man tun, um sein Wohlbefinden und damit auch seine Gesundheit zu fördern? 

Eigentlich ist es sehr simpel. Mach immer mehr Dinge, die dir offensichtlich guttun und dich glücklich machen, umgib dich zum Beispiel mit positiven Menschen, esse gesund, lache, schlafe und bewege dich ausreichend. Hör dabei auch gut auf dein Bauchgefühl und deine Intuition. Gleichzeitig versuche immer häufiger Dinge zu vermeiden, die dir nicht guttun: das zu häufige Treffen mit negativen Menschen, zu viel Mainstream-Medien, Fast Food, zu viel Fokus auf die negativen Ereignisse im Leben und abwertende Selbstgespräche. 

Hilfestellungen gibt es im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung durch Seminare, Bücher, Podcasts, Hörbücher, YouTube-Videos und einen guten Freundeskreis bzw. Netzwerk. Ich habe mir eine Liste mit all den Dingen erstellt, auf der die Dinge stehen, die mir guttun. Diese wird ständig von mir erweitert, ergänzt und gelebt 😉

Was war bisher Ihr größter Stolperstein oder Überraschungsmoment?

Mein größtes Überraschungsmoment war, als ich festgestellt habe, dass ich tatsächlich meine Gedanken und somit mein Leben verändern kann. Erlebnisse neu bewerten und dadurch ins Positive und zum Teil Hilfreiche umwandeln kann. Aus Stolpersteinen werden so Herausforderungen und damit automatisch nützliche Sprungbretter fürs weitere Leben.

Was tun Sie für Ihr eigenes Wohlbefinden und damit für Ihre Gesundheit?

In erster Linie versuche ich so viele „gute Sachen“ wie möglich in meinen Alltag zu integrieren. Oft sind es nur Kleinigkeiten: Morgens trinke ich regelmäßig viel Wasser, um den Mangel aus der Nacht auszugleichen. Anschließend gibt es einem gemütlichen Kaffee im Bett, bei dem ich lese. Dabei öffne ich das Fenster und lasse die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer. Danach geht es – nachdem ich zunächst warm geduscht habe – mit einer kalten Dusche weiter. Auch das Aufräumen meiner Wohnung und ein kurzes Work-out auf der Yogamatte gehören zur morgendlichen Routine. Erst dann folgt eine erste Arbeitseinheit am Schreibtisch. Ich ernähre mich vegetarisch, trinke viel Wasser und versuche mich jeden Tag an der frischen Luft zu bewegen – am liebsten im Wald. Außerdem achte ich auf ausreichenden Schlaf. Wenn ich müde bin, baue ich auch einen Power Nap in meinen Tag ein. Dass tut unheimlich gut. Außerdem gönne ich mir regelmäßig einen Termin bei meiner Heilpraktikerin.

Ganz besonderen Wert lege ich allerdings darauf, was ich in meinen Kopf lasse. Negative Mainstream-Nachrichten, Horrorfilme etc. vermeide ich gänzlich. Außerdem umgebe ich mich so viel wie möglich mit positiven, wohlwollenden und inspirierenden Menschen. Das ist für mich einer der wichtigsten Faktoren im Bereich der Gesundheit. Für ein schönes und gesundes Leben kann jeder aktiv etwas tun. Davon bin ich überzeugt!

Gründungsstory: yogawirkt

Yoga – ganzheitlich gesund

„Es ist unsere Intention, Menschen mit Yoga zu begleiten auf dem Weg zu mehr Lebensfreude und Lebensqualität“, sagt Michael Lehmann, der yogawirkt 2017 in Bielefeld auf den Weg brachte. yogawirkt bietet Yoga, Entspannung, Entschleunigung, Meditation, Prävention, Rehabilitation und alles, was der körperlichen und geistigen Gesunderhaltung dient. Denn beim Yoga hält jeder inne, lässt Stress und Alltag draußen und konzentriert sich nur auf das Wesentliche. Die ganzheitliche Wirkweise steht für Michael Lehmann im Fokus. Denn: Yoga wirkt.

3 Fragen an Michael Lehmann…

Was kann man tun, um sein Wohlbefinden und damit auch seine Gesundheit zu fördern? 

Täglich ein bisschen Bewegung, gesunde Ernährung, die Vermeidung von Stress und positives Denken wirken positiv auf unser Wohlbefinden und somit auch auf unsere Gesundheit. Yoga bietet unterschiedliche Bausteine, die uns auf diesem Weg unterstützen. Zur Yoga-Praxis gehören Asanas (Körperübungen), bei denen eine bestimmte Stellung eine Zeit lang ruhig gehalten wird. Dadurch werden die inneren Selbstheilungskräfte aktiviert, der Körper gestärkt und der Geist ruhig und zentriert. Asanas entwickeln auf sanfte Art Muskelkraft, Flexibilität und Körperbewusstsein. Durch ruhiges Halten der Stellungen werden blockierte Lebensenergien wieder zum Fließen gebracht, innere Heilkräfte aktiviert und die Organe besser durchblutet. Atemübungen (Pranayama) helfen beim zur Ruhe kommen der Gedanken im Geist. Der Mensch atmet durchschnittlich täglich über 25.000 Mal. Durch Stress, Verspannung oder falsche Körperhaltung atmen viele Menschen zu flach und versorgen so ihren Körper mit weniger Sauerstoff. Die Folge ist eine zu schnelle Ermüdung des Körpers. Die Atmung ist gleichsam ein Spiegel unserer körperlichen und geistigen Verfassung. Durch bewusste Atemtechniken, Training und Steuerung des Atems lassen sich die eigene Gemütsverfassung und der Geisteszustand wirkungsvoll in positive Schwingung bringen. Die Tiefenentspannung entspannt systematisch alle Teile des Körpers und schließlich auch den Geist. Dabei werden Stresshormone abgebaut und das Immunsystem gestärkt. Der Kreislauf kommt zur Ruhe, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Magenprobleme, Verdauungskrankheiten und anderen Krankheiten wird vorgebeugt. Geistige Klarheit und innere Ausgeglichenheit stellen sich ein. Positives Denken und Meditation: Unsere Gedanken sind die Quelle aller manifesten Erscheinungen und Erfahrungen. Darum gehört zum Hatha Yoga auch die bewusste Steuerung des Denkens. Im Hatha Yoga lernt man durch Entspannung, Konzentration und positive Affirmationen, seinen Geist positiv zu stimulieren. Denn: Positive Gedanken erzeugen positive Schwingungen und schließlich glückliche, gesunde und freudige Lebenserfahrungen. Die Meditation hilft uns, den Geist zur Ruhe zu bringen und zu lernen, ihn gezielt in eine bestimmte Richtung zu lenken, um damit die Ereignisse in unserem Leben positiv zu nutzen.

Was war bisher Ihr größter Stolperstein oder Überraschungsmoment?

Corona ist ein großer Stolperstein. Von jetzt auf gleich alles auf null, irgendwie irreal. Nach einer Zeit der Paralyse und des inneren Rückzugs folgt dann die Anpassung. Ich bin bemüht, das Beste aus der Lage zu machen. Der digitale Unterricht ist momentan die einzige Möglichkeit, den Yoga-Faden gespannt zu halten, bis Präsenzkurse wieder möglich sind.

Was tun Sie für Ihr eigenes Wohlbefinden und damit für Ihre Gesundheit?

Natürlich praktiziere ich Yoga. Durch die Corona-Einschränkungen werden die Nerven mehr strapaziert, deshalb arbeite ich in dieser Zeit vermehrt mit Meditations- und Atemtechniken. Beides zieht die Aufmerksamkeit des Geistes nach innen und die Gedanken kommen zur Ruhe. Dazu kommt eine yogische Ernährung und ich versuche, viel an der frischen Luft zu sein.

Gründungsstory: recreact

Fitness für mentale Stärke

Psychologie alltäglich machen und mentales Wohlbefinden in die Mitte der Gesellschaft rücken – das ist das Ziel von Rica Bredthauer und Rafael Wilamowski. Die beiden Gründer von recreact beschreiten innovative Wege, um einen Beitrag zu einem verbesserten Gesundheitssystem zu leisten. Mit alltagsnahen Angeboten für das psychische Immunsystem. „Wir möchten Menschen motivieren, ihre mentale Stärke so zu trainieren, wie sie ihren Körper trainieren“, sagen die zwei, deren Lebensläufe kaum unterschiedlicher sein könnten. Rica Bredthauers Wurzel liegen in der Wirtschaftspsychologie, Rafael Wilamowski studierte Wirtschaftsinformatik. Gemeinsam starten sie jetzt in die Selbstständigkeit. Für DAS KOMMT AUS BIELEFELD erklären sie, was sie tun und warum.

3 Fragen an recreact…

Was kann man tun, um sein Wohlbefinden und damit auch seine Gesundheit zu fördern?

Wohlbefinden ist grundsätzlich deutlich mehr als „nur“ gesund zu sein. Wohlbefinden bedeutet glücklich zu sein, fähig zu sein, seine Ziele umzusetzen und widerstandsfähig gegenüber Herausforderungen zu sein. Bei recreact sprechen wir von mentaler Stärke. 

Um zu erklären, wie sich mentale Stärke fördern lässt, ziehen wir immer gerne den Vergleich zur Ernährung und zur körperlichen Fitness. Es ist allgemein bekannt, dass eine ausgewogene und gesunde Ernährung nicht bedeutet, nur an einem Tag in der Woche Salat zu essen und sich an den anderen sechs Tagen nur von Fast Food zu ernähren. Das Gleiche gilt für die körperliche Fitness. Wenn ich den Großteil der Zeit die Wohnung nicht verlasse und alle zwei Wochen einmal spazieren gehe, dann ist das für den Körper nicht ausreichend. Aufgrund der Popularität dieser Themen wissen viele Menschen darüber Bescheid und beginnen früh etwas dafür zu tun. Im Gegensatz dazu wird bei mentaler Gesundheit häufig erst etwas getan, wenn sich die Symptome nicht mehr ignorieren lassen und der Leidensdruck zu hoch wird. Dabei macht der Aufbau mentaler Stärke (oder des psychischen Immunsystems) tatsächlich sogar Spaß! 

Genau wie bei der Ernährung oder Bewegung gibt es ein großes Spektrum an Möglichkeiten. Aus einer Vielzahl an Methoden und Interventionen ist für jeden etwas dabei. Beispielsweise kommt man derzeit an dem Begriff „Achtsamkeit“ nicht vorbei. Auch Meditation ist heutzutage nicht nur etwas für Esoteriker*innen oder Spirituelle. Es gibt aber auch konkrete stressreduzierende Atemübungen, Zeitmanagement-Kniffe, Anker-Übungen für Präsentationsangst und vieles mehr. Egal für was man sich entscheidet, es muss zu einem passen und in den Alltag integriert werden können. Hierbei geht es weniger um Intensität, sondern vielmehr um Häufigkeit. Wohlbefinden wird erreicht und aufrechterhalten durch Wiederholung und durch Routine. Folglich legen wir bei recreact viel Wert darauf, das richtige Training für eine Person oder Gruppe zusammenzustellen. Hierbei ist es vor allem wichtig auf Verständlichkeit und Alltagsnähe zu achten. Das beste Stressmanagement-Training bringt nichts, wenn es sich nicht auf natürliche Art und Weise in den Alltag integrieren lässt. Die Frage nach der Förderung des eigenen Wohlbefindens ist also gleichermaßen leicht wie schwer. Schwer, weil es keine allgemeingültige Antwort gibt, leicht, weil die Lösung direkt vor der eigenen Nase liegt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, seine mentale Stärke zu trainieren und es ist für jeden etwas Passendes dabei. Das Wissen darüber muss nur vermittelt oder angeeignet werden.

Was war bisher Ihr größter Stolperstein oder Überraschungsmoment?

Der größte Stolperstein war, wie wohl bei vielen, die Pandemie. Als wir unseren ersten Businessplan erstellt haben, war unser Angebot größtenteils auf Präsenzveranstaltungen ausgelegt. Wir wollten direkt beim Kunden vor Ort sein und in unserem Office Kund*innen empfangen und Workshops durchführen. Dann wurde schnell klar, dass uns COVID-19 noch einige Zeit begleiten wird. Wir haben uns also zusammengesetzt und das Konzept überarbeitet. Hierbei entwickelte sich die Idee eines Online-Fitnessstudios für mentale Stärke. Der scheinbare Stolperstein entwickelte sich zum positiven Überraschungsmoment. Es zeigte sich, dass noch mehr Menschen durch die Verlagerung auf ein digitales Angebot erreicht werden und wir das Angebot noch niedrigschwelliger machen können. Wir waren überglücklich. Das Problem, das wir lösen wollten, blieb gleich: Das Trainieren mentaler Stärke ist vielen fremd. Aber die neue Situation hatte uns mehr Möglichkeiten eröffnet. 

Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass wir vom Startzeitpunkt von recreact bis zum heutigen Tage immer wieder über viele Steine stolpern. Das wird auch sicher so bleiben, das steht fest. Aber genau das treibt uns an! Wir lernen daraus, entwickeln uns weiter und passen uns immer wieder an die Kund*innen und den Markt an. Man könnte fast sagen, wir stolpern nicht mehr, wir springen! Wir nehmen jeden Stein bewusst wahr, überlegen, wie wir ihn überwinden und springen dann großen Fußes darüber.

Was tun Sie für Ihr eigenes Wohlbefinden und damit für Ihre Gesundheit? 

Eines der vielen schönen und positiven Dinge bei der Entwicklung von neuen Vorträgen, Workshops und Trainings ist, dass man selbst unglaublich viel dazulernt. Wir vermitteln nur Inhalte, hinter denen wir stehen und die wir für die Zielgruppe als passend empfinden. Wenn wir von etwas nicht begeistert und überzeugt sind, wie sollen wir dann andere dazu anregen, etwas auszuprobieren? Aus diesem Grund versuchen wir uns so gut wie möglich in unsere Kund*innen hineinzuversetzen und die Interventionen vorher selbst auszuprobieren. Das führt dazu, dass wir unsere mentale Stärke immer mal wieder anders trainieren. So wird’s auch nie langweilig. Gleichzeitig versuchen wir immer zu reflektieren, was uns gerade guttut oder wo wir auf uns achten müssen. Je nachdem wechseln die Übungen dann auch. Bei Sportübungen trainiert man auch nicht ausschließlich die Oberarme, lässt aber den Rest des Körpers weg. Dennoch hat jeder von uns beiden ein paar Lieblingsmethoden, die wir immer wieder anwenden.

Rica Bredthauer: Eine meiner Lieblings-Interventionen ist der „Positive Tagesrückblick“. Ich überlege jeden Abend drei schöne Dinge, die mir heute passiert sind und was ich dazu beigetragen habe, dass ich diese erleben konnte. So endet mein Tag immer mit etwas Positivem. Letzteres steigert ganz nebenbei meine Selbstwirksamkeit und zeigt mir, wie ich an Folgetagen erneut etwas Schönes bewusst wahrnehmen kann. Übrigens funktioniert diese Übung auch super in Unternehmen zur Förderung von individuellen Stärken in Gruppen und zur Reflektion des Tages oder der Woche. 

Rafael Wilamowski: Für mein persönliches Wohlbefinden ist es wichtig, mir regelmäßig einen Überblick über mein Zeitbudget zu verschaffen. Hierfür erstelle ich einen Plan, in dem ich nicht nur meine Arbeitszeiten sinnvoll einteile, sondern auch verbindliche Zeiträume für Freizeit und Ausgleich einplane. Durch die vielzähligen Aufgaben und die ständige Erreichbarkeit im Arbeitsalltag bleibt häufig nur wenig freie Zeit dafür übrig. Umso wichtiger ist es, dass ich Pausen zur Erholung als festen Bestandteil meiner Woche eintrage und genau wie die Arbeit als aktiven Prozess einplane. In diesen Pausen mache ich dann Sport, Yoga oder beschäftige mich mit einem Hobby, das mich gerade interessiert. Zurzeit lerne ich z. B. Klavierspielen. 

Noch mehr News & Stories aus Bielefeld