1. August 2019
Partner des Monats: Berg & Co. Spanntechnik

Gib mir ein Mü!

Partner

Wer Auto fährt, ist wahrscheinlich schon mal mit einem Teil in Berührung gekommen, dass mithilfe der Produkte von Berg & Co. gefertigt wurde. Das Bielefelder Unternehmen stellt keine Maschinen her, aber Henrich Bernhard Grautoff, Vertriebsleiter bei Berg & Co., bringt es mit einem Satz auf den Punkt:

„Wir sind nichts ohne die Maschine, aber die Maschine auch nichts ohne uns.“

Viele Produkte der Bielefelder sind Maßanfertigungen, passen ausschließlich in diese eine Maschine des Kunden – und das mü-genau. Mü – besser bekannt als griechischer Buchstabe µ – steht bei Einheiten für Mikro (ein Tausendstel Millimeter), das heißt, die BERG-Produkte aus den Bereichen Werkzeugspannung, Werkstückspannung, Sonderanwendung und Umformtechnik sind sehr, sehr präzise.

Henrich Bernhard Grautoff

„Das Spannende an unserer Firma ist, dass eine über 100-jährige Tradition auf eine enorme Innovationsbereitschaft trifft“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Klaus Wehmeyer, der gemeinsam mit dem technischen Geschäftsführer Frank Kuckelsberg den Fokus auf die Zukunft richtet, um die Technologieführerschaft der Firma Berg & Co. zu wahren und weiter auszubauen. Mit Vertretungen weltweit gehört das Bielefelder Traditionsunternehmen zu den Global Playern in seiner Nische und spielt eigentlich überall auf der Welt mit, wo Werkzeugmaschinenhersteller und Automobilisten am Werk sind. Das erfordert eine hohe Flexibilität bei den individuellen Produktentwicklungen und das Erfüllen von zuweilen ungewöhnlichen Kundenwünschen. Und wenn das US-amerikanische Unternehmen Tesla seinen Pressenspanner in Ferrari-Rot haben möchte, dann wird das Teil selbstverständlich entsprechend lackiert. „Da hat wirklich die ganze Werkhalle geleuchtet“, lacht Henrich Bernhard Grautoff.

BERG 4.0

Klaus Wehmeyer

Den Megatrend Digitalisierung haben die Bielefelder fest im Blick. „Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und sprechen mit unseren Kunden, Partnern und Lieferanten, um herauszufinden, was die vierte industrielle Revolution für uns als mittelständisches Unternehmen bedeutet“, so Klaus Wehmeyer. „Das gilt für die Produktentwicklung, aber auch für die firmeninternen Prozesse. Wir verfallen dabei nicht in Aktionismus, sondern prüfen, was für uns wirklich sinnvoll ist. Es wird einen Transfer vom rein Mechanischen zur Mechatronik geben unter dem verstärkten Einsatz von Software und Elektronik.“ Ein besonderes Augenmerk gilt dem betriebseigenen Maschinenpark. „Hier sind wir immer auf dem neuesten Stand, bis auf wenige Ausnahmen ist keine Maschine älter als zehn Jahre.“ Die BERG-Produkte werden ausschließlich am heimischen Standort gefertigt. „Made in Bielefeld“ wird somit weltweit – BERG hat 27 Vertretungen in Europa, Nordamerika, Asien und Südamerika – mit höchster Qualität verbunden. Das ist gut für die Region. Wie auch der Unternehmensgrundsatz, dass etwa 98 Prozent der Zulieferer für BERG „rund um den Kirchturm“, wie Klaus Wehmeyer es formuliert, ansässig sind.

Guter Wissenstransfer

Als Familienunternehmen pflegt Berg & Co. eine tiefe Verbundenheit mit den 143 Mitarbeitenden, die in den letzten fünf Jahren regelmäßig neben ihrem Gehalt am Gewinn des Unternehmens beteiligt wurden und eine Bonuszahlung erhielten. „Wir haben eine gute Mischung“, skizziert Klaus Wehmeyer die Zusammensetzung der Belegschaft. „Die jüngeren lernen von den erfahrenen Mitarbeitern, die ihr Wissen bereitwillig teilen.“ Der Wissenstransfer ist wichtig, denn die Produkte sind sehr langlebig. Zum Beispiel, wenn 1984 gefertigte „Starenkästen“ zur Wartung kommen. Starenkästen haben übrigens in diesem Fall nichts mit Vögeln oder Blitzern zur Verkehrsüberwachung zu tun. Die elektromechanischen Spanneinrichtungen für Pressenstößel werden firmenintern aufgrund ihres Aussehens so genannt. Nach sage und schreibe 34 Jahren war erstmals eine Reparatur der seinerzeit an Audi Neckarsulm ausgelieferten Teile fällig. „Wir stellen keine Produkte von der Stange her“, sagt Klaus Wehmeyer.

„Unsere Kunden gucken in den Katalog und wissen somit, was wir können und sprechen mit uns. Wir entwickeln die kundenspezifischen Lösungen. Das könnte man die Individualisierung der Serie nennen.“

Fachkräfte werden wie überall auch bei Berg & Co. gesucht. Deshalb kümmern sich die Spanntechnikspezialisten intensiv um den Nachwuchs, der dank einer Kooperation mit dem benachbarten Unternehmen Gildemeister die dortige Lehrwerkstatt nutzen kann. „Unsere Azubis werden nach Möglichkeit nach ihrer Ausbildung für mindestens ein Jahr übernommen, in dem sie sich bewähren können. Wenn das passt, gern auch für länger. Außerdem gehen wir mit ihnen auf Jobmessen, da können sie sich mit den interessierten Schulabgängern auf Augenhöhe austauschen“, berichtet der kaufmännische Geschäftsführer. Künftig soll noch mehr am Bekanntheitsgrad gearbeitet werden. „Durch die Partnerschaft mit ,Das kommt aus Bielefeld‘ möchten wir den Netzwerkgedanken vorantreiben, auch was die Fachkräftegewinnung betrifft. Sich Impulse von anderen Unternehmen zu holen, empfinde ich als sehr inspirierend“, betont Marketingleiter Hendrik Bönisch.

Auf Sand gebaut …

… bedeutet im Volksmund eigentlich nichts Gutes. In diesem Fall ist das ganz anders. Mitte der 1960er Jahre forcierte Karl Bernhard Grautoff, der Großvater von Henrich Grautoff, den Umzug vom bisherigen Standort am Bielefelder Hauptbahnhof in die Sennestadt. „Viele haben meinen Großvater seinerzeit belächelt“, erinnert sich der heutige Vertriebsleiter. „Vom Puls der Stadt zog er in die Walachei. Zu der Zeit war hier Sand und sonst nichts. Im Rückblick war der Umzug natürlich ein Glücksfall, denn so hatten wir ein großes Areal zur Verfügung.“ Und so entstand in jüngerer Vergangenheit ein neues Industrieviertel, der von G+K Immobilien initiierte „BusinessPark BielefeldSüd“, in dem auch Berg & Co. zu Hause ist. 2016 wurde die Produktionshalle des renommierten Unternehmens nochmals um 890 m2 erweitert. Ein klares Bekenntnis zum Standort Bielefeld.

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