1. Dezember 2021
Gründung des Monats: PRODASO

Gut vernetzt

Startups Story

Nicolaos Debowiak, Manuel Meier, Erman Aydin

Sie kennen sich aus Kindertagen. „Ich bin mit  Nicolaos  aufgewachsen, gemeinsam haben wir versucht, unsere Mofas zu frisieren“, verrät Manuel Meier. Heute arbeitet er mit den Maschinenbauingenieuren   Nicolaos laos Debowiak und Erman Aydin, dem Dritten im Bunde, an wesentlich größeren Projekten. Um „Maschinen“ geht es – im weitesten Sinne – immer noch. Die drei Gründer von PRODASO optimieren heute mit intelligenten Lösungen, basierend auf künstlicher Intelligenz, Fertigungsprozesse in der Industrie. Mit seinem Plug & Play-System hat sich das Bielefelder Start-up die Digitalisierung von produzierenden Unternehmen auf die Fahnen geschrieben. 

„Durch unseren innovativen Ansatz stellen wir produzierenden Unternehmen komplexe Technologien zur Verfügung, die auch für mittelständische Unternehmen mit geringem bzw. moderatem Digitalisierungsbudget geeignet sind“, erklärt  Nicolaos  Debowiak. Auf die Idee stieß der 34-jährige Maschinenbauingenieur während seiner Masterarbeit. Da forschte er zum Themengebiet einer digitalen Anlagenvernetzung und der damit verbunden intelligenten Maschinen-/ Prozessanalyse bei Prof. Dr.-Ing. Jürgen Sauser an der FH Bielefeld. „Die einzelnen Anlagen der Smart Factory der FH Bielefeld sind zwar hochmodern und mit Schnittstellen ausgerüstet über die man Daten auslesen kann, aber eben auch sehr heterogen. Es gab zu dem Zeitpunkt kein Tool, das auf einfachem Weg alle Maschinen miteinander vernetzen konnte, um Daten maschinenübergreifend zu verknüpfen, zu analysieren und in Echtzeit visuell aufzubereiten. Alle reden von Digitalisierung, der Industrie 4.0, jeder hat eine Alexa zuhause, aber in der Produktion läuft vieles noch analog. Ich habe viel Potenzial gesehen“, stellt  Nicolaos  Debowiak fest, der damals parallel zum Master schon als Entwicklungsingenieur arbeitete. Statt es bei der Feststellung zu belassen, wurde er aktiv und holte seine Freunde Manuel und Erman mit ins Boot. Ihre Profile passten perfekt zu seiner Idee.

Gebündelte Kompetenz

Erman Aydin, der damals im gleichen Unternehmen wie  Nicolaos  Debowiak als IT-Spezialist arbeitete, war schnell überzeugt und Feuer und Flamme. Das war Ende 2018. „Manuel arbeitete damals allerdings bei einem Unternehmen in Seattle, Keimzelle von Unternehmen wie Microsoft, Amazon oder Boeing, und stand kurz vor seiner Vertragsverlängerung. Da war mehr Überzeugungsarbeit nötig“, stellt  Nicolaos  Debowiak noch rückblickend mit einem Schmunzeln fest. „Nach fast zwei Jahren USA zurückzukommen, habe ich aber nicht bereut. Es war die absolut richtige Entscheidung“, betont Manuel Meier. Heute verantwortet der Wirtschaftsingenieur die kaufmännischen Bereiche des Unternehmens. Für den Bereich der Plattformentwicklung ist Erman Aydin zuständig, während  Nicolaos  Debowiak seinen Schwerpunkt im Bereich Produktentwicklung, Data Science und KI hat. „Wir haben unsere Kompetenzen wunderbar aufgeteilt“, sind sich die drei einig.

Der Weg zum ersten Pilotkunden

Der Weg zu PRODASO führte sie zunächst über die Founders Foundation und dem Center for Entrepreneurship (CFE) der Fachhochschule Bielefeld. Hier brachten sie ihre Idee samt Prototypen voran. „Wir haben vom Netzwerk der Founders Foundation und dem CFE profitiert und konnten so typische Gründungsfehler umgehen“, lautet ihr Resümee. Und ihr Projekt nahm – nicht zuletzt durch das positive Feedback vom Markt – schnell Fahrt auf. „Potenzielle in zahlende Kunden umzuwandeln, war eine der Herausforderungen. Aber auch der Unternehmensaufbau und Co. bedeuteten für uns ganz viel Neuland. Allein der Bereich Finanzierung ist enorm aufwändig“, so die drei Gründer. 2019 gründeten die drei Freunde schließlich PRODASO. Parallel zur Gründung gewann das Bielefelder Start-up auch seinen ersten Pilotkunden. Wie groß das Potenzial des Marktes ist, den sie erschließen wollen, wussten die drei zu diesem Zeitpunkt zwar, jedoch waren sie von der positiven Marktresonanz überwältigt.

Mit dem gemeinsam entwickelten System kann PRODASO Maschinen, unabhängig von Hersteller und Schnittstelle, miteinander vernetzen. „Wir digitalisieren jede Maschine! Solange sich diese nicht auf dem Mond oder unter Wasser befindet“, spitzt Manuel Meier das Machbare zu. Die Plattform zur Digitalisierung und Optimierung von Fertigungsprozessen nutzt dafür künstliche Intelligenz. Für die Umsetzung stehen zwei Systemversionen, eine Cloudbasierte oder eine lokale Installation beim Kunden, zur Verfügung.

KI für ganzheitliche Lösungen

Wichtig war es den drei Gründern von Anfang an eine ganzheitliche Lösung, die den Prozess von der Anbindung der Maschinen, über die intelligente Auswertung und Analyse bis hin zur vollautomischen Fertigungsplanung und Steuerung, anzubieten. „Unser System reicht von der Anbindung bis zur Planung. Damit dies möglich ist, haben die drei Gründer von der Planung bis zur Analyse KI-Algorithmen entwickelt, die die Maschinen und Prozesse analysieren. Die Algorithmen sind nach kurzer Zeit in der Lage, aussagekräftige Ergebnisse zu liefern. Sie analysieren die Maschinen- und Prozessparameter, können in Echtzeit Abweichungen feststellen und so Prognosen und Handlungsempfehlungen liefern. Das Wissen dazu stammt aus der Vergangenheit, denn das System ist lernfähig und erkennt Muster. Daraus lassen sich dann beispielsweise Vorhersagen zu Lieferverzögerungen ableiten, aber auch Ursachen identifizieren, die zum Stillstand der Maschinen oder zu Ausschuss führen.

Nur wer Daten versteht und beherrscht, kann in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben.

Manuel Meier, Erman Aydin und  Nicolaos  Debowiak

„Egal, ob es sich um Drehzahl- oder Taktverluste handelt oder um Temperaturschwankungen in der Umgebung, die man sonst gar nicht mitbekommen würde“, sagt  Nicolaos  Debowiak. „Durch diese Predictive Analysis – dem intelligenten Frühwarnsystem – können Mitarbeitende schon im Vorfeld, also im Livebetrieb, eingreifen, damit es erst gar nicht zu einem Ausfall kommt. Ohne KI-basierte Lösung ist es nicht machbar jeden Tag so tiefgreifende Analysen zu fahren“, so Manuel Meier. „Wir sind Ingenieure, kennen Prozesse und Abhängigkeiten und wissen, welche Anwendungen einen eindeutigen Mehrwert erzeugen und schnell zum Erfolg führen.“ Dabei setzt das Bielefelder Start-up auf den Einsatz von eigens entwickelten KI-Modellen, die speziell für die jeweiligen Anwendungsfelder entwickelt wurden. Durch immer mehr Parameter und Daten lässt sich dadurch eine Genauigkeit von bis zu 98 Prozent erzielen. 

Steigender Wettbewerbsdruck in der Industrie

„Darüber hinaus haben wir Hardware entwickelt, die sich an jeder Maschine anbringen lässt und mehrere Systeme miteinander verbindet.“ Das Plug-and-Play-System ist innerhalb kürzester Zeit an den Maschinen angebunden und laut PRODASO innerhalb von einer Woche ohne Programmieraufwand bzw. –einsatz in Betrieb. Auch unterschiedliche Produktionsstandorte eines Unternehmens lassen sich durch das KI-basierte System verknüpfen, sodass Synergieeffekte standortübergreifend nutzbar werden. „Nur wer Daten versteht und beherrscht, kann in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Der Wettbewerbsdruck wird weiter steigen. Um effizient zu produzieren, braucht es eine datengetriebene und ganzheitliche Analyse des Fertigungsprozesses um das Ableiten von Optimierungen zu ermöglichen“, so Manuel Meier, Erman Aydin und  Nicolaos  Debowiak.

Die drei Bielefelder beschäftigen inzwischen 24 Mitarbeitende aus sieben Nationen. Bewusst zu wachsen und die Strukturen im Unternehmen dafür zu schaffen, war in der Vergangenheit durch das starke Wachstum eine Herausforderung des Start-ups. „Wir haben Prozesse und Strukturen etabliert, um nahezu alle Bereiche personell sukzessive auszubauen“, so Manuel Meier auch mit Blick auf die Kunden, die mittlerweile über den Globus verteilt in den USA, Ungarn, Frankreich, Brasilien, Mexiko, Griechenland und natürlich Deutschland zu finden sind. „Bielefeld ist unsere Base“, betont  Nicolaos  Debowiak. Den Produktionsstandort Deutschland attraktiv zu halten, treibt die drei befreundeten Gründer an. „Unsere Freundschaft ist ein massiver Vorteil. Man kennt sich und weiß sofort, welche Fähigkeiten jeder mitbringt und dass es menschlich passt. Schließlich ist eine Gründung ein intensiver Prozess, man muss sich aufeinander verlassen können.“ 

www.prodaso.de

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