„Nach elf Jahren Kampf und Arbeit freuen wir uns riesig, endlich wieder Bundesliga zu spielen“, sagt Markus Rejek, seit Oktober 2017 kaufmännischer Geschäftsführer beim DSC Arminia Bielefeld. Denkt man an die vergangenen Jahre in der 2. und 3. Liga, war mit einer solchen Entwicklung nicht unbedingt zu rechnen. Ende 2017, sportlich lief es gerade ganz ordentlich für die Blauen, drohten aufgrund des angehäuften Schuldenbergs der Lizenzentzug und die Insolvenz. „Mit zukünftigen Erlösen wurde die Gegenwart finanziert. So wurde aus einem Schneeball eine Lawine“, skizziert der 52-Jährige die höchst bedrohliche Situation. Sein Vorteil sei der frische Blick von außen gewesen. Es ging darum, Muster zu durchbrechen, neue Impulse zu setzen und Lösungen zu finden.
Der Geschäftsführer gilt als Architekt des in der Fußballbranche beispiellosen Entschuldungskonzepts und einer nachhaltigen wirtschaftlichen Konsolidierung. Die Basis dafür ist der deutschlandweit einmalige Zusammenschluss „Bündnis Ostwestfalen“, das viele namhafte Unternehmen aus der Region vereint. „Viele mittelständische Unternehmer tragen Arminia im Herzen. Es war ein bisschen so, als hätten sie nur darauf gewartet, gemeinsam eine Bewegung anzustoßen. Das geschieht in Bielefeld auf einer menschlichen Ebene, wo das gegebene Wort etwas gilt“, so der gebürtige Mülheimer. „Das Bündnis ist nicht unsere Bank, es ist unser Schutzschild. Mit den inhabergeführten Familienunternehmen haben wir viel unternehmerische Expertise dazugewonnen.“ Wichtig dabei: Die Mitglieder des Bündnisses greifen nicht ins operative Geschäft ein.
Arminia ist bei der Rückkehr ins Oberhaus der Verein mit dem geringsten Budget. In der 1. Liga hat die alte Weisheit „Geld schießt Tore“ noch mehr Gewicht. „Ich bin davon überzeugt, wenn ich Samir Arabi, unserem Geschäftsführer Sport, 50 Millionen zur Verfügung stellen könnte, wäre das ein Garant für den Klassenerhalt. Aber das sind wir nicht. Wir gehen nicht ins Risiko und verpflichten nicht auf Biegen und Brechen neue Spieler. Wir glauben an 50+1, an traditionell gewachsene Vereinsstrukturen, an die Mitbestimmung. Wir leben Fußballkultur. Seit Augsburg ist es keinem Verein – und die Betonung liegt auf Verein – mehr gelungen, sich nach dem Aufstieg in der Bundesliga dauerhaft bis heute zu halten.“
Dass Großinvestoren komplett andere Interessen haben, weiß Markus Rejek durch seine Arbeit beim TSV 1860 München. Für den DSC-Geschäftsführer ist es höchste Zeit, über das System Fußball zu sprechen. „Die Fehler im Ist-Zustand müssen behoben werden“, sagt er mit Blick auf die Überkommerzialisierung und die exorbitanten Ablösesummen. Es gelte, Voraussetzungen für einen besseren Wettbewerb zu schaffen. Zum Beispiel durch eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder, da die großen Clubs zusätzlich von Einnahmen aus europäischen Wettbewerben profitieren. „Es kann nicht sein, dass zu Saison-Beginn feststeht, wer Meister wird“, so Markus Rejek, der schon vor Saisonbeginn die „kicker“-Stecktabelle fertig zu Hause hängen hat. „Ich bin mir recht sicher, dass ich zumindest im Cluster-Bereich mit meiner Einschätzung richtig liege.“ Auf welchen Tabellen-Platz er Arminia gesteckt hat, verrät Markus Rejek erst am 22. Mai 2021.
„Wir gehen das Abenteuer Bundesliga selbstbewusst an, aber wir vergessen dabei nicht, woher wir kommen“, betont Markus Rejek. Es geht nur gemeinsam, auf dem Rasen und in der Geschäftsstelle. Strukturell hat sich durch den Aufstieg nichts an der Personaldecke oder der Infrastruktur, z. B. am Trainingsgelände, verändert. „Wir haben es mit einem Investitionsstau von elf Jahren zu tun. Perspektivisch wollen wir das solide angehen, ebenso wie bei den Themen ökologische Nachhaltigkeit und IT.“
Wir gehen das Abenteuer Bundesliga selbstbewusst an, aber wir vergessen dabei nicht, woher wir kommen.
Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie ist an Planungssicherheit – in der vom Erfolg abhängigen Fußballbranche eigentlich ein Widerspruch in sich – nicht zu denken. „Unternehmerisches Handeln unter maximalem Kontrollverlust“, nennt es Markus Rejek. „Es ist schön, dass wir, Stand jetzt, zumindest 20 Prozent der Zuschauer in die SchücoArena lassen dürfen. Aber das heißt auch, dass wir einige Dauerkarteninhaber enttäuschen müssen. Das tut uns in der Seele weh, denn unser Antrieb ist es, Fußball für die Menschen zu spielen. Fußball verbindet und hat eine unglaubliche Strahlkraft – auch über die Region hinaus. Unser Stadion ist eines der wenigen in Deutschland, das noch mitten in der Stadt liegt. Das ist wichtig für unsere Kultur und unsere Identität.“
Die Saison wird zeigen, ob Arminia tatsächlich das Gummiboot der Bundesliga unter lauter Motorbooten ist, wie es Samir Arabi in einer launigen Bemerkung beschrieben hat. Auf die Frage, was ihm Mut macht, dass der Club die Klasse hält, steht Markus Rejek auf und kommt mit einem Paddel zurück, auf dem alle Mitarbeitenden unterschrieben haben. „Es ist genau dieses Engagement und der Zusammenhalt, der mir Mut macht.“
Text: Eike Birck
Fotos: Thomas F. Starke
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