1. Dezember 2019
DSC Arminia Bielefeld

Mehr als „nur“ Fußball

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Das „Wunder von Bielefeld“ titelte Welt online. Für viele ist Arminia Bielefeld die Überraschungsmannschaft dieser Saison. Am 10.11.2019 erklomm das Team von Coach Uwe Neuhaus die Tabellenspitze der 2. Bundesliga – vor dem HSV und vor dem VfB Stuttgart.

Keine Frage: Arminia ist eine Marke und Aushängeschild der Stadt. Häufig wird der 1905 gegründete „Club der Ostwestfalen“ in einem Atemzug mit Dr. Oetker genannt. Stur, hartnäckig, kämpferisch – das ist das Motto der Arminen, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen. Auf Abstiege folgten Aufstiege, aus dem Relegationsdrama gegen Darmstadt ein nie zuvor gekannter Zusammenhalt gepaart mit einer „Jetzt erst recht“-Mentalität. Und als vor knapp zwei Jahren die Zahlungsunfähigkeit und der damit verbundene Lizenzentzug drohte, wurden die Ärmel hochgekrempelt und eines der größten Entschuldungsprojekte im deutschen Profi-Fußball vorangetrieben. Im Bündnis OWL – bestehend aus den Unternehmen Dr. August Oetker KG, Gauselmann AG, JAB Josef Anstoetz KG, MöllerGroup, Schüco International KG, Goldbeck GmbH, DMG MORI AG, Stockmeier Holding GmbH, Böllhoff Gruppe sowie der Melitta Gruppe – haben sich namhafte Unternehmen aus der Region zusammengeschlossen, Arminia mit „frischem Geld“ versorgt und damit das Sanierungskonzept ermöglicht. „Das ist aktuell in der Bundesliga einmalig“, unterstrich DSC-Geschäftsführer Markus Rejek seinerzeit bei der eigens dafür einberufenen Pressekonferenz. „Die Unternehmen verfolgen keine Eigeninteressen, sondern wollen helfen, Arminia als Kulturgut und als Aushängeschild national für den Standort Bielefeld zu unterstützen.“ Mit dem Verkauf des Stadions vor einem Jahr – beteiligt haben sich u. a. auch sechs Unternehmen aus dem Bündnis OWL – wurde die KGaA „netto-finanzschuldenfrei“ und die Profi-Mannschaft wieder wettbewerbsfähig. Ein ganz wichtiger Baustein für den sportlichen Erfolg, den Arminia momentan erlebt.

Der Verein

Bei aller Euphorie über die Männer sollte nicht vergessen werden, dass auch die Frauen in der 2. Liga spielen und gerade das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht haben. Im männlichen Nachwuchsbereich spielt die U19 und die U17 Bundesliga und die U16 Landesliga.

In vielen Bereichen hat Arminia bundesweit eine Vorreiterrolle eingenommen. Als einer der ersten Bundesliga-Vereine übernahmen Ehrenamtliche des ASC die Live-Kommentierung der Spiele für Menschen mit Sehbehinderung. In diesem Jahr richtete Arminia als erster Bundesligist eine Loge mit Aufenthalts- und Snoezelraum ein, um Menschen mit Autismus den Stadionbesuch zu ermöglichen.

Der Verein hat insgesamt zehn Abteilungen, dazu gehören auch Frauen & Mädchen und der Nachwuchsbereich. Der Arminia Supporters Club (ASC) – die Fan- & Förderabteilung – versteht sich als Schnittstelle zwischen Verein und Fans bzw. Mitgliedern. Der ASC arbeitet abteilungsübergreifend und bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit, aktiv am Vereinsleben teilzunehmen. Die Jüngsten sind bei den Arminis organisiert. Seit 2005 bietet die Abteilung Kindern und Familien ein umfangreiches Freizeitangebot für verschiedene Altersgruppen. Natürlich steht dabei der DSC hoch im Kurs: Auswärtsfahrten, Kicker-Turniere mit den Profis oder Treffen mit den Spielern stehen auf dem Programm. Und der Traum eines jeden Kindes, das es mit den Farben schwarz-weiß-blau hält, ist natürlich das Einlaufen am Spieltag an der Hand ihrer „Helden“. Die Älteren treffen sich in der Abteilung Altliga, viele Mitglieder sind noch aktiv am Ball. Gespielt wird hierbei in drei Altersklassen: Ü 32, Ü 40, Ü 50 mit sechs Mannschaften. Schiedsrichter*innen werden in einer eigenen Abteilung ausgebildet. Außerdem wird bei Arminia nicht nur Fußball gespielt, sondern auch Billard, Hockey und es gibt eine Abteilung für Eiskunstlaufen. Die jüngste Abteilung ist der Rollstuhlsport.

Inklusion und Integration stehen bei Arminia ganz oben auf der Agenda. Initiativen für geflüchtete Menschen werden genauso unterstützt wie der Umweltschutz. Im Sommer hatte der Verein zu einer Baumpflanzaktion aufgerufen, bei der jede/r DSC-Dauerkarteninhabende der Spielzeit 2019/20 durch eine zusätzliche 1-Euro-Spende dafür sorgen konnte, dass ein Baum im Teutoburger Wald gepflanzt wird. 18.500 Bäume kamen zusammen.

Und auch das einzige bundesweite „Magazin für Fußballkultur 11 Freunde“ kommt nicht ohne Bielefelder Beteiligung aus. Gegründet von Philipp Köster – heute Chefredakteur – und dem Fotografen Reinaldo Coddou H. – sein Foto vom WM-Finale 2014, aufgenommen im Moment des Abpfiffs, wurde vom Kicker-Sportmagazin als Sportfoto des Jahres 2014 ausgezeichnet – erreicht das Magazin monatlich eine Fangemeinde von rund einer Million.

Der 12. Mann

Aber was wäre Arminia ohne seine Fans. Ob in einem der 189 Fanclubs organisiert oder „einfach nur so“ im Stadion, die Anhänger der Blauen unterstützen ihre Mannschaft bei den Heim- und Auswärtsspielen. Beeindrucken auf der Alm immer wieder mit spektakulären Choreos. Allein 29 neue Fan-Clubs sind im Jahr 2019 dazugekommen. Außerdem ist „Arminenschmiede“ für Menschen mit und ohne Behinderung mit mehr als 400 Mitgliedern deutschlandweit der größte inklusive Fußball-Fanclub. Und nicht nur die sogenannten „Allesfahrer“, Fans also, die kein Spiel versäumen, richten ihre Urlaubsplanung nach dem Spieltag. Momentan hat der Verein rund 12.000 Mitglieder. Bei einem derzeitigen Zuschauerschnitt von gut 21.000 Besuchern ist das Stadion zu 80 Prozent ausgelastet. Und einige Fans träumen schon von einem Aufstieg in die 1. Bundesliga. Doch „Ob man gewinnt, ob man verliert, ganz egal, was auch passiert, wir sind da und halten immer fest zu dir“, so heißt es in der Arminia-Hymne. Und auf welchem Tabellenplatz die Blauen tatsächlich landen, das wissen wir erst am 34. Spieltag. Am 17. Mai 2020 sind wir klüger.

11 Freunde das bundesweit einzige Magazin für Fußball-Kultur hat seinen Ursprung in Bielefeld.

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