7. September 2021
Virtuelles DKAB-Partnertreffen

Mehr Ausblick als Rückblick

Foto: istock

DKAB Stories

Für das erste virtuelle DKAB-Partnertreffen nach der Sommerpause hatte Brigitte Meier zum kollegialen Austausch innerhalb des DKAB-Netzwerkes eingeladen. „Es ist Zeit einmal innezuhalten und mit dem Blick nach vorn gerichtet darüber zu sprechen, was aus der Corona-Zeit ‚mitgenommen‘ werden konnte, welche Themen und Fragestellungen uns bewegen, aber auch zu erfahren, wie die Unternehmen aus unserem Netzwerk die wirtschaftliche Situation einschätzen und was in den nächsten Monaten ansteht“, umriss die Prokuristin der WEGE mbH das Themenfeld des 17. virtuellen DKAB-Partnertreffens. Konkrete, wie aufschlussreiche Ein- und Ausblicke zu diesen Fragen steuerten die vier Netzwerkmitglieder Beatrix Bartsch-Hoffmann (Brackweder Hof), Franz-Josef Hasebrink (EK/servicegroup), Nils Ortmann (Piening Personal) und Dietmar Engel (HLB Stückmann) bei.

Und schon zu Beginn wurde deutlich: Es gibt ebenso viele Perspektiven auf die Pandemie wie Folgen für die Unternehmen. „Die Wirtschaft ist einfach sehr heterogen und daher manchmal mehr oder auch weniger betroffen“, so Brigitte Meier mit Blick auf die vier Netzwerkmitglieder, die aus unterschiedlichen Branchen stammen und deshalb differenzierte Erfahrungen und Ausblicke geben konnten.

Brackweder Hof

Beatrix Bartsch-Hoffmann steht mit dem Brackweder Hof beispielhaft für viele Gastronomiebetriebe, die während der Pandemie durch den Lockdown besonders betroffen waren und sind. „Unser Geschäft wurde auf ‚null‘ gestellt. Ein Novum“, so die Gastronomin mit Blick auf den Familienbetrieb mit über 60-jähriger Geschichte. „Als Familie kannten wir ja kaum zusammenhängende Urlaubstage.“ Rückblickend ordnet Beatrix Bartsch-Hoffmann die Zeit des Lockdowns als „interessante und herausfordernde sieben Monate“ ein. „Es ist gut, dass wir am Anfang nicht wussten, dass wir für so eine lange Zeit schließen mussten. Wir haben uns einfach immer wieder von Termin zu Termin gehangelt.“ Die Unterstützung von staatlicher Seite, aber auch durch die Gäste selbst, hat die Gastronomenfamilie als positiv erlebt. Und persönlich? „Noch läuft der Gastronomiebetrieb nicht wie früher, der Hotelbetrieb läuft erst wieder an“, so Beatrix Bartsch-Hoffmann. „Bei gutem Wetter nutzen unsere Gäste am liebsten unseren Garten, Familienfeste werden inzwischen wieder gefeiert und auch Tagungen laufen an.“ Der Abstand, der dabei zwischen den Gästen eingehalten werden muss – macht sich nicht nur bei der Bestuhlung im Restaurant bemerkbar. Es ist ein Mehraufwand für den Familienbetrieb, der die „3 G’s“ kontrollieren muss. „Das bindet Arbeitskraft und nimmt Zeit in Anspruch“, erklärt Beatrix Bartsch-Hoffmann. Mitarbeitende zu finden, zählt zu den großen Herausforderungen. Denn viele Aushilfen, die in der Gastronomie beschäftigt waren, haben sich während der Pandemie beruflich neu orientiert. Ein weiteres Thema drängt nicht minder: Durch Quarantänezeiten der Kinder fehlen Mitarbeitende. „Wir beschäftigen sechs Familienväter und -mütter, die ausfallen, wenn durch Quarantäneauflagen zuhause ein Kind betreut werden muss. Da muss die Politik noch einmal dran“, betont Beatrix Bartsch-Hoffmann, die selbst Enkelkinder hat und um die Auswirkungen weiß. „Auch für uns heißt das dann, das einer von uns wegen der Kinderbetreuung ausfällt.“ Und so steht die Frage, wie man Mitarbeitende generieren kann, ganz oben auf der Liste der Bielefelder Gastronomin. „Eigentlich ist die Gastronomie familienfreundlich, da man arbeiten kann, wenn der Partner zuhause ist.“ Die Tatsache, dass der Nachholbedarf der Gäste beim Ausgehen spürbar ist, stimmt Beatrix Bartsch-Hoffmann dagegen positiv. „Und auch die Wertschätzung, die uns entgegengebracht wird, ist toll. Das haben wir so noch nicht erlebt!“

EK/servicegroup

„Was uns mit der Gastronomie verbindet, ist die Tatsache, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen, wie Weitz – Küchenkultur zum Leben oder Malz Hausgeräte in Bielefeld, Familienunternehmen sind“, erklärt Franz-Josef Hasebrink, Vorstandsvorsitzender der EK/servicegroup. Der Mehrbranchenverbund, vor 100 Jahren gegründet, vereint unter seinem Dach den inhabergeführten Mittelstand. „Das stationär geprägte Fachgeschäft, der ‚Local Hero‘ steht bei uns im Vordergrund“, betont der Vorstandsvorsitzende, der einen kurzen Überblick zum Portfolio der Unternehmerplattform lieferte, die 800 Mitarbeitende beschäftigt und für ihre rund 3.800 Handelspartner*innen Einkaufskonditionen verhandelt, sie mit professionellem Offline- und Onlinemarketing für die eigenen Franchise-Konzepte wie electroplus, HappyBaby oder Intersport unterstützt, optimale Einkaufs- und Bestellprozesse sowie ein umfangreiches Dienstleister-Netzwerk organisiert. Aus einer deutschen Verbundgruppe mit knapp 10 % Auslandsumsatz ist inzwischen eine internationale Verbundgruppe mit etwa 50 % Auslandsumsatz geworden.

„Die Pandemie mit dem Lockdown hat uns vor eine schwierige Situation gestellt.“ Ein Rückblick, der für Franz-Josef Hasebrink unmittelbar mit einem Ausblick verknüpft ist. „Eine solche Szenerie war für uns unvorstellbar und eine große psychologische Belastung für die angeschlossenen Handelsbetriebe. Doch letztendlich war und ist Corona ein unerwartetes Innovationsförderprogramm. Nur dadurch konnten wir den Fokus auf Knackpunkte des Handels legen, auf die Zukunft der Innenstädte und die Bedeutung der Digitalisierung.“ Klar ist, dass Bereiche wie Fashion ein großes Minus zu verzeichnen haben, etwas abgefangen durch den E-Commerce. Andere Themen wie Küchen oder Baumärkte haben sich dagegen positiv entwickelt. „Die größte Katastrophe – nämlich massenhafte Insolvenzen durch die Pandemie – konnten durch staatliche Hilfen vermieden werden“, so Franz-Josef Hasebrink. Eine positive Erkenntnis. „Wir sind insgesamt mit einem blauen Auge davongekommen, das liegt nicht zuletzt an der Resilienz der Familienunternehmen, die nachhaltig aufgestellt sind. „Und wir erleben jetzt, dass die Lust am Shoppen, am Anfassen der Ware wieder da ist. Doch wir müssen dem Mehrwert unserer Händler Raum geben und ihn in den Fokus rücken.“ Bedarf besteht beim inhabergeführten stationären Handel – vor allem im Vergleich mit den großen Online-Playern – im Bereich der digitalen Qualifizierung, auch das Thema Nachhaltigkeit ist laut der EK/servicegroup ein „Riesenthema“. Stadtanbindung und Handelsentwicklung gehe damit, so Hasebrink, Hand in Hand.

Piening Personal

„Wenn es wirtschaftlich nicht gut läuft, sind wir die ersten, die davon etwas bemerken. Erlebt haben wir das vor allem im ersten Lockdown“, sagt Nils Ortmann, Leitung Kommunikation und Marketing bei der Piening GmbH. Schnell und passgenau Mitarbeitende für seine Kundschaft in nahezu allen Branchen zu finden, gehört zum Kerngeschäft des Bielefelder Personaldienstleisters mit bundesweit über 7.000 Mitarbeitenden. Bekannt ist Piening Personal in erster Linie für die Arbeitnehmerüberlassung, beispielsweise für das produzierende Gewerbe oder unter dem Namen inCare im Pflegesektor. Kurzarbeit war für das Unternehmen, eines von nur zwei inhabergeführten Familienunternehmen unter den Großen der Branche, ein Thema. „Seit dem vierten Quartal des letzten Jahres nimmt alles wieder an Fahrt auf und wir erleben den entgegengesetzten Trend“, so der Leiter Kommunikation und Marketing. „Es besteht ein großer Bedarf an Mitarbeitenden. Es werden zurzeit viele helfende Hände gesucht. Gleichzeitig bewegt uns das Thema Lieferketten aber noch.“

Geeignete Mitarbeitende für die Vermittlung zu finden, ist ein Thema mit dem sich Piening konsequent auseinandersetzt. „Es ist ein Bewerbermarkt, dadurch ist das Recruiting anspruchsvoll“, so Nils Ortmann. Der Prozess Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen, ist einer, der durch zunehmende Schnelligkeit geprägt ist. Beim innovativen Recruiting setzt Piening auf Online-Kanäle. „Wir hatten schon vor Corona mit der Digitalisierung vieler Prozesse begonnen, das hat uns in der Pandemie geholfen“, erklärt Nils Ortmann. „Wichtig ist uns jedoch bei aller Technik, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen.“  

HLB Stückmann

Dietmar Engel, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, erweiterte als vierter Netzwerkspartner nochmals die Perspektive und brachte die Erfahrungen aus Sicht einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft in das DKAB-Partnertreffen ein. „Wir waren bis an die Kapazitätsgrenze gefordert. Unsere Branche hat durch den Gesetzgeber starke Belastungen durch die Pandemie erfahren und vor allem viele kleinere Kollegen an den Rand der Belastung geführt“, unterstich Dietmar Engel in seiner Funktion als Partner der HLB Stückmann. „Wir haben glücklicherweise während der Pandemie drei neue Partner*innen dazugewonnen und sind jetzt 22.“ Überbrückungshilfen und Kurzarbeitergelder anzumelden haben – neben dem Tagesgeschäft – zur hohen Auslastung der HLB Dr. Stückmann und Partner mbB geführt, die seit 90 Jahren im Markt agiert und die führende selbstständige Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft in OWL ist. „Die Krise hat auch bei uns Prozesse der Digitalisierung vorangebracht“, so Dietmar Engel. Jetzt bestehe die Herausforderung darin, die Mitarbeitenden – 170 beschäftigt das Unternehmen – so zurück ins Büro zu holen, dass man die neue Flexibilität des Home Office mit den persönlichen Begegnungen verbindet. Auch, um die Kontinuität in den Teams aufrecht zu erhalten, denn auch er direkte persönliche Austausch gehöre in eine digitale Welt. „Die Pandemie ist wie ein Brennglas, das auf uns gerichtet wurde und uns zeigt, wo wir stehen und was wir verbessern müssen“, stellt Dietmar Engel fest. „Daraus ergeben sich spannende Herausforderungen.“

Die Möglichkeit in kleinen Gruppen an die Inhalte der vier Netzwerkpartner anzuknüpfen, über Herausforderungen zu sprechen und sich kollegial auszutauschen, nutzten die Teilnehmenden des 17. DKAB-Partnertreffens im Anschluss. „Wir durften heute sehr differenziert in einzelne Branchen gucken. Deutlich wurde dabei, dass es neben vielen Herausforderungen durch die Pandemie einen enormen Innovationsschub gegeben hat“, resümierte Brigitte Meier abschließend. Das nächste virtuelle Partnertreffen findet am 6.Oktober 2021 um 9 Uhr statt.

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