„Hey bitvox“ – so einfach kann die Sprachsteuerung made in Bielefeld gestartet werden. Maschinen und IT-Systeme erhalten Befehle, Parameter können kontaktlos angepasst werden und Aufträge werden verbal eingegeben. Und dabei muss der Mensch, der die Maschine bedient, nicht direkt vor ihr stehen. Außerdem sind Hände und Augen frei, können also andere Aufgaben verrichten. „Wir verstehen Sprache als natürliche Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine“, berichtet Dennis Kaupmann, CEO und Co-Founder von bitvox. „Unsere Sprach-Interfaces sind eine niedrigschwellige Digitalisierungslösung. Durch sie möchten wir alle Mitarbeitenden mitnehmen.“
Die Lösungen von bitvox fokussieren sich aktuell auf der Industrie und dem Gesundheitsbereich, sind aber für alle Branchen interessant, die Arbeitsprozesse mittels Digitalisierung verschlanken wollen. Aktuell sind die Bielefelder zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT und der Universitätsklinik für Viszeralchirurgie am Pius-Hospital Oldenburg mit einem Forschungsprojekt befasst, das die Digitalisierung des OP-Saals zum Ziel hat. Hierbei tragen die Chirurgen ein Headset und können so beispielsweise Infos abfragen, Daten eingeben oder medizinische Geräte steuern. Dies kann alles während der Operation geschehen, ohne den Arbeitsfluss zu stören.
Wir verstehen Sprache als natürliche Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.
Dennis Kaupmann
Neben der Sprachsteuerung kann die Sprachanleitung manuelle Prozesse so vereinfachen, dass auch ungelernte oder neue Arbeitskräfte komplexe Tätigkeiten verrichten können. Schritt für Schritt wird der Mitarbeitende durch eine Montageanleitung geführt und kann selbst auch Fragen stellen. Die jeweiligen Anleitungsschritte werden automatisch aus den aktuellen Auftragsdaten generiert. Und das System fragt nach, zum Beispiel mit wie viel Drehmoment eine Schraube nachgezogen wurde und gleicht das Ergebnis automatisch ab, wenn Qualitätsparameter hinterlegt sind. So kann beispielsweise ein Monteur für Wärmepumpen per Sprachanleitung step by step die notwendigen Arbeiten ausführen. Das ist im Hinblick auf den Fachkräftemangel eine große Chance. „Immer weniger Personal muss den gleichen Output schaffen. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, die Mitarbeitenden zu halten und bestmöglich einzusetzen“, so der bitvox-Geschäftsführer. „Gerade die jüngere Generation ist zumeist technikaffin und nimmt Unternehmen, die auf digitalisierte Prozesse setzen, als attraktiv wahr.“ Die Sprachassistenten sind übrigens nicht nur unempfindlich gegen Lärm, der an vielen Produktionsstätten herrscht, sondern auch international. Sie können mit Mitarbeitenden in ihrer Landessprache kommunizieren.
In vielen Branchen sind Dokumentationen wahre Zeitfresser. „Oft werden Daten aufgeschrieben und – wenn es gut läuft – irgendwann digital eingepflegt. Oft gehen jedoch wertvolle Daten verloren und werden nicht weiter ausgewertet“, so Dennis Kaupmann. Mit einer Sprachdokumentation wird vieles leichter, schneller und sicherer. Im Gesundheitswesen können zum Beispiel Vitaldaten mittels Sprache dokumentiert werden.“ Ein weiteres wichtiges Tool ist die Sprachabfrage. Betriebsinterne Dokumente, wie Handbücher oder andere Informationen, werden im System hinterlegt und stehen jederzeit zur Verfügung. Gibt es ein Problem mit einer Maschine, kann der Mitarbeitende einfach fragen, wie der Fehler zuvor gelöst wurde. In wenigen Sekunden werden die historischen Daten durchsucht und eine Lösung präsentiert. Wie bei Chat GPT – mit dem entscheidenden Unterschied, dass hierbei nicht die wahrscheinlichste, sondern die richtige Lösung dabei herauskommt. Durch diese betriebsinterne Datenhaltung bleibt das Wissen in Unternehmen – auch wenn Mitarbeitende die Firma verlassen oder in den Ruhestand gehen.
Sprachbenachrichtigungen sind ein weiteres wichtiges Tool. Sie informieren den jeweils zuständigen Mitarbeitenden über relevante Ereignisse, wenn zum Beispiel eine Maschine Material benötigt oder zu viel Ausschuss produziert und dabei Ressourcen verschwendet. Ausfallzeiten kosten Geld. Die Benachrichtigung, was wo passiert ist und welches Werkzeug gegebenenfalls benötigt wird, kommt direkt aufs Headset. „Idealerweise gibt es noch die Zusatzinfo, wo im Lager das passende Ersatzteil zu finden ist“, so Dennis Kaupmann. Auch Vernetzungen mit Robotern, Cobots oder AGVs sind möglich. Das Kürzel steht für Automated Guided Vehicle, das sind fahrerloses Transportfahrzeug, die Waren, Werkzeug, Ersatzteile von A nach B bringen.
bitvox bietet einen großen Werkzeugkoffer an Komponenten zur Entwicklung innovativer Sprachassistenten, die auf individuelle Anforderungen zugeschnitten werden können. In Gesprächen und Vor-Ort-Terminen finden die Experten von bitvox gemeinsam mit ihren Kunden heraus, wie die besten User Cases aussehen. „Wir fangen immer mit einem kleinen Projekt an, um schon nach etwa einem Monat einen ersten Prototyp an den Start bringen zu können, und diesen direkt live mit den Mitarbeitenden zu testen. Die entwickelten Funktionen werden im Proof-of-Concept-Projekt weiter verfeinert und oft kommen von den Mitarbeitenden noch andere Ideen, wie Prozesse effizienter mit Sprachassistenten gestaltet werden können, auf den Tisch.“ Die Lösungen sind offline-fähig, die Daten bleiben sicher verwahrt lokal im Unternehmen– selbstverständlich DSGVO-konform. Eine Auslagerung in die Cloud ist ebenfalls möglich – wenn es die regulatorischen Vorgaben des Unternehmens gestatten.
Dass der Mensch durch Automatisierung und KI überflüssig wird, glaubt Dennis Kaupmann nicht. „Der Mitarbeitende bleibt der wesentliche Faktor für den Produktions- und den Unternehmenserfolg. Deshalb stellen wir die Menschen in den Fokus der Digitalisierung.“
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