Die Vereinten Nationen haben sich auf 17 Sustainable Development Goals geeinigt – entstanden ist ein riesiger Fächer an Nachhaltigkeitsaufgaben, vor deren Lösung die Menschheit steht. Das reicht von „Maßnahmen zum Klimaschutz“ über „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ bis hin zu „Hochwertiger Bildung“, um nur drei Ziele zu nennen. Ein schlüssiges Gesamtkonzept, wie die zahlreichen Herausforderungen angegangen werden können, gibt es zwar nicht. Aber eines sei sicher, unterstrich Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der Hochschule Bielefeld (HSBI), in ihrer Rede auf dem diesjährigen Jahresempfang der Hochschule: „Die Herausforderungen sind weithin bekannt, und auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit können Hochschulen als Orte des Lernens einen wertvollen Beitrag leisten.“
Die Präsidentin sprach im Audimax auf dem Campus Nord der HSBI vor annähernd 450 Gästen vor Ort und etwa 150 Online Zuschauer:innen aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, und sie konkretisierte ihre Aussage in mehrfacher Hinsicht: „Die HSBI sieht es als ihre Aufgabe, das Thema Nachhaltigkeit in ihre Studiengänge zu integrieren, um den Fach- und Führungskräften von morgen die Kompetenzen für eine möglichst nachhaltige Gestaltung der Zukunft zu vermitteln. Gleichzeitig sind wir eine verhältnismäßig große Institution mit einem entsprechenden ökologischen Fußabdruck, den wir verkleinern müssen.
Daran arbeiten wir mithilfe unseres neu aufgestellten Klimaschutzmanagements. Wir denken Nachhaltigkeit immer hochschulweit und folgen einem ganzheitlichen Partizipationsprozess, damit auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Hochschule, die Kompetenz aller im Haus einfließen kann. In alledem zeigt sich, dass Nachhaltigkeit eines unserer ganz zentralen strategischen Themen ist, das einen wichtigen profilbildendem Effekt auf die Hochschule ausübt.“
Schramm-Wölk spielte in diesem Zusammenhang auf „Act2Sustain“ an, das Strategieentwicklungsprogramm zur Nachhaltigkeit an der HSBI. Hier kümmern sich mittlerweile 26 interdisziplinär aufgestellte Arbeitsgruppen um die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen in den Kernbereichen „Studium & Lehre“, „Forschung & Transfer“, „Verwaltung & Governance“, „Campusleben“ und „Gebäude“. Gesteuert werden die Aktivitäten von Prof. Dr. Natalie Bartholomäus, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und strategisches Human Resource Management, und ihrem Team. Für diese Arbeit wurde die HSBI im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Arbeitgeberpreis für Bildung ausgezeichnet, der einmal im Jahr lediglich an eine deutsche Hochschule vergeben wird – auch
darauf verwies die Präsidentin in ihrer Rede.
Bedeutende Auszeichnungen erhielt in der Vergangenheit auch der Gastredner des HSBI-Jahresempfangs 2024, darunter den als „Bester Wettermoderator Deutschlands“: Sven Plöger, Diplom-Meteorologe, Buchautor und Vortragsredner, ist den meisten Deutschen aus dem ARD-Fernsehen als Frontmann von „Wetter vor acht“ bekannt. In seinem Vortrag ging es um eine klare Standortbestimmung, wo wir in Sachen Erderwärmung wirklich stehen. „Wir haben keine Zeit mehr, uns die Welt wunschbasiert schönzureden oder zu konstatieren, es sei ja ohnehin alles zu spät“, so Plöger. „Beides hilft uns und vor allem den nachfolgenden Generationen in keiner Weise. Vielmehr braucht es einen begründeten Optimismus, wie man mit der Herausforderung Klimawandel umgehen kann.“ Genau wie Schramm-Wölk sieht auch Plöger Möglichkeiten und Notwendigkeiten, sich einzubringen und etwas zum Guten zu verändern. Dass Nachhaltigkeitsthemen hierzulande zurzeit allerdings eher polarisierend und nur selten ermutigend auf Politik und Gesellschaft wirken, betrachtet er vor allem als Kommunikationsproblem, dem er mit seiner Arbeit entgegenwirken möchte und dessen Lösung die Dialogfähigkeit aller gesellschaftlichen Gruppen verlange.
Wie in den vergangenen Jahren war das Leitthema des Jahresempfangs gleichzeitig auch das Motto, das dem aktuellen Jahresbericht der HSBI seine inhaltliche Ausrichtung gab. Frisch aus der Druckerei geliefert, lagen beim Empfang die ersten Exemplare aus. So konnten sich die Gäste beim Ankommen und nach dem offiziellen Teil des Jahresempfangs einen ersten Eindruck verschaffen über die Bilanz der HSBI im vergangenen Jahr und die Diskurse zum Thema Nachhaltigkeit in den verschiedenen Fachbereichen. Das von einem Alumniteam und Studierenden des Fachbereichs Gestaltung erarbeitete Layoutkonzept wurde zudem in einer kleinen Plakatausstellung und in einer Animation erklärt.
Wie immer war das Geschehen auf der Bühne auf kurzweiligen Dialog ausgerichtet: Moderatorin Julia Ures interviewte die Vizepräsident:innen der HSBI zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten ihrer jeweiligen Ressorts. Sie scherzte mit Sven Plöger, dessen Großeltern übrigens aus Bielefeld stammen und eine Drogerie am Jahnplatz betrieben, und sie plauderte mit Prof. Dr. Ingo Ballschmieter und Prof. Dr. Andreas Beaugrand, den Laudatoren der studentischen Gewinnerinnen des Engagementpreises der HSBI-Fördergesellschaft. Ausgezeichnet für ihre ehrenamtliche Arbeit wurden in diesem Jahr Tara Steinert, die als Trauerbegleiterin bei der offenen Trauergruppe „Trauercafé“ der Diakonie Bielefeld tätig ist, und Jana Sehnert, die u.a. die Buchbindewerkstatt am Fachbereich Gestaltung neben ihrem Masterstudium zu neuem Leben erweckt hat.
Ebenfalls ein fester Programmpunkt des Jahresempfangs der HSBI ist die Vorstellung der Jahresgabe, die stets von einem Lehrenden des Fachbereich Gestaltung vorgestellt wird. Dieses Jahr war das Prof. Patrizia Stolz, Prodekanin des Fachbereichs und zuständig für das Lehrgebiet Interaction Design. Stolz hatte sich in ihrem Forschungssemester 2023 mit der Auswirkung neuer KIunterstützer Werkzeuge auf die Designlehre und Designbranche beschäftigt. Da lag es nahe, in ihrer Jahresgabe das ambivalente Verhältnis des Menschen zu Künstlicher Intelligenz (KI) zu thematisieren: „Meine Arbeit befasst sich mit unserem Staunen und unseren Ängsten vor den perfekten Ergebnissen von KI und ihrem galoppierenden Lernfortschritt, aber auch mit unserer Schadenfreude an ihren Fehlern, wenn da ein Finger zu viel abgebildet wird und der Bildgenerator Schreibfehler macht.
Dieses Wiederherstellen eines Gefühls von Kontrolle ist zutiefst menschlich. Aber es erinnert uns auch an unseren ausstehenden Beitrag zu diesem Wissenspool, aus dem wir da schöpfen. Haben wir wirklich reflektiert genug gefragt? Haben wir bei unseren Ergebnissen genug auf die ethischen Aspekte und auf die komplexe und diverse Lebenswelt geachtet, in der wir stehen? Geben wir auch zurück und schließen die vielen Wissenslücken?“ Das sind die Fragen, die Stolz‘ Arbeit aufwirft. Entstanden sind starke existenzielle Aussagen eines lyrischen Ichs in Kombination mit fotografisch anmutenden Bildern von menschlichen Schemen in moderner Architektur – Fehlerchen inklusive. Dazu passte dann der musikalische Kommentar des Tableau-Quartetts. Die Begleitband des festlichen Nachmittags interpretierte zum Abschluss Louis Armstrongs „What a wonderful world“.
Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung Dritter. Für den Inhalt zeichnet sich die WEGE mbH nicht verantwortlich.
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