Mit dem Umbau der ehemaligen Doppelgarage des Einfamilienhauses zum Atelier und Showroom sendet das Bielefelder Start-up auf jeden Fall ein klares Signal und vollzieht den nächsten Schritt: Neben mehr Platz zum Arbeiten für Rebekka Tegtmeier, profitieren die Kunden nun von regelmäßigen Öffnungszeiten. Mit viel Leidenschaft und Engagement treibt die Bielefelderin ihr Unternehmen seit der Gründung voran. Unterstützt durch ihren Mann Bernd Szarkowski-Tegtmeier, der als IT-Manager sein Know-how einbringt, sich um den Online-Shop kümmert und auf Veranstaltungen wie Hochzeitsmessen, Design- und Kunsthandwerkermärkten präsent ist, an denen das Start-up teilnimmt. „Wir haben von Anfang an Gas gegeben, haben schon vor der offiziellen Start am Portfolio gefeilt und hinter den Kulissen beispielsweise die Schnitte vorangebracht, uns Design und Namen schützen lassen und auch schon ein großes Fotoshooting für den Online-Shop gemacht. Ich wollte mich von Anfang an mit meinem Label klar positionieren“, skizziert Rebekka Tegtmeier wichtige Stationen auf dem Weg in die Selbständigkeit. Dazu zählt auch der Verkauf ihres Autos. „Ich habe das Geld in die professionelle Betriebsausstattung investiert. Als Familie kommen wir mit einem Auto aus. Ich erledige viel per Rad oder nutze Car-Sharing. Das passt außerdem gut in die Zeit.“
Dass sich das Bielefelder Label nach der Eröffnung im Dezember 2014 gleich auf der Eröffnungsveranstaltung der Berliner Fashion Week präsentieren konnte, ist auch einer guten Portion Glück zu verdanken. „Wir wurden Anfang Januar auf einer Hochzeitsmesse von einem Fotografen angesprochen, der uns sagte: „Ihr gehört nach Berlin!“ Statt zögerlich zu sein, ergriff Rebekka Tegtmeier die Chance und nutzte den Kontakt. „Mit einer super Resonanz“, wie sie feststellt. „Allerdings mussten wir knapp sechs Wochen nach dem offiziellen Start auch wirklich über uns herausgewachsen. Das war nur durch vielfältige familiäre Unterstützung möglich.“ Inzwischen hat die Manufaktur 512 bereits zum vierten Mal in Berlin seine Models mit hochwertigen Kreationen made in Bielefeld über den Laufsteg geschickt.
Der No-Tie® oder das Drapé® zählen bereits zu den Klassikern des Start-ups. Der nach dem Vorbild der klassischen Halsberge als Alternative zu Fliege und Krawatte von Rebekka Tegtmeier entwickelte Kragenschmuck ist – wie das Drapé – übrigens längst eine geschützte Marke mit geschütztem Design. Er ist beidseitig tragbar und macht zum Smoking eine ebenso gute Figur wie in der lässigen Kombination mit Hemd und Jeans. „Das große Plus des No-Tie ist, dass er auch mit offenem Hemdknopf getragen werden kann. Das ist für viele Männer ein interessanter Aspekt“, weiß Rebekka Tegtmeier, die ihre Accessoires mit feinem Gespür für Details kreiert und mit ihrem Modelabel eine Nische besetzt.
Dass sie ihr Hobby zum Beruf macht, hätte Rebekka Tegtmeier mit Anfang zwanzig nicht gedacht. „Das Nähen war bei uns immer Teil des Lebens. Und für mich ein Hobby, das mich – mal mehr, mal weniger – begleitet hat“, erzählt die heute 40-Jährige, die zunächst eine Ausbildung im textilen Einzelhandel absolvierte. Eine damals eher spontane Entscheidung. „Ich hatte schon die Zusage für einen Studienplatz, aber mein Aushilfsjob im Einzelhandel gefiel mir so gut, dass ich dort unbedingt eine Ausbildung machen wollte.“ Damit war das Studium nicht aufgehoben, aber aufgeschoben. Studiert hat die Bielefelderin im Anschluss BWL an der FH Bielefeld. „Diese Entscheidung habe ich ganz bewusst getroffen. Mir war der Praxisbezug wichtig“, betont Rebekka Tegtmeier, die später in unterschiedlichen Unternehmen Erfahrungen sammelte.
Die Familiengründung brachte dann den Umbruch. „Wir haben als Familie die Prioritäten neu gesetzt“, so Rebekka Tegtmeier. Hausfrau zu sein, war für die Diplom-Kauffrau allerdings nie dauerhaft eine Option. Sie nutzte die Zeit mit den Kindern gezielt, um sich zu orientieren und ihre berufliche Zukunft neu zu planen. Ich habe mich schließlich für meine Leidenschaft entschieden“, stellt sie fest. Stoffe und kreatives handwerkliches Arbeiten sind ihre Welt. „Da ich keine Ausbildung als Schneiderin gemacht habe, gehe ich manchmal vielleicht an spannenden Zwischenstationen vorbei, aber daraus entstehen häufig neue Ideen“, stellt die Bielefelderin fest, die den Schritt in die Selbständigkeit nicht bereut: „Man entscheidet sich zwar für ein großes Fragezeichen, aber wenn man es nicht versucht, kann man es auch nicht herausfinden.“
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