Produktionsprozesse weiter zu optimieren und dadurch einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten: Das hat sich BST mit mehr als 15.000 Kunden aus der Druck- und Papier-, Folien-, Gummi- Batterie- und Reifenindustrie auf die Fahnen geschrieben. Ein Großteil der Produkte des international agierenden Unternehmens kommt übrigens aus Bielefeld. Im Interview erklärt Jörg Westphal, Business Unit Leiter für die Bereiche Vertrieb, Entwicklung und Produktmanagement, wie durch Qualitätssicherung Ressourcen geschont und Abfälle reduziert werden können.
Herr Westphal, die BST gehört zu den führenden Anbietern von qualitätssichernden Systemen für bahnverarbeitende Industrien. Wie würden Sie einem Branchenfremden erklären, was Sie tun?
Jörg Westphal: Eigentlich ist das recht einfach. Alles, was in der industriellen Fertigung auf Bahnen abgerollt und wieder aufgerollt wird, ist unser Geschäft. Interessant ist der Prozess zwischen dem Ab- und dem wieder Aufrollen. Wenn wir an Verpackungen denken, wird zum Beispiel Farbe aufgetragen. Unsere Kameratechnologien messen die Farbgenauigkeit und übernehmen das Farbmanagement und die Registerregelung. Bei der Geschwindigkeit, mit der die Maschinen heute drucken, kann das menschliche Auge das alles nicht mehr kontrollieren. Die Kamera ist von oben auf den Prozess gerichtet und meldet Fehler. Dann kann die Maschine sofort gestoppt werden, was den Ausschuss verringert. Mit dieser Technologie unterstützen wir unsere Kunden, Müll zu vermeiden. Das gilt auch für das saubere Wiederaufrollen. Dazu muss die Folie präzise in der Bahn liegen. Geht das im wahrsten Sinne des Wortes schief, produziert man fehlerhaft und damit nutzlos. Unsere Inspektionslösung, wie zum Beispiel die Bahnlaufregelung, erkennt den Fehler.
Für Ihre Kundschaft denken Sie aber auch mehrere Schritte weiter …
Jörg Westphal: Das ist richtig. Wir zeigen unseren Kunden Optimierungspotenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf. BST hat verschiedene Vernetzungslösungen entwickelt, um den Kunden eine einfache, prozessübergreifende Integration unserer Qualitätssicherungssysteme, zu ermöglichen. So können wir unsere Kundschaft individuell bei der Schonung der Ressourcen unterstützen. Denn wir unterstützen sie, ihre Effizienz zu erhöhen und ihre Prozesse zu sichern. Das bedeutet in Summe weniger Abfall. Vor etwa anderthalb Jahren haben wir uns neu aufgestellt, um näher an den weltweiten Marktbedürfnissen zu sein und entsprechend schnell solche Produkte zu entwickeln. Dazu sind wir mit unseren Kunden weltweit im Dialog. Das ist wichtig, denn der indische Markt zum Beispiel hat andere Anforderungen als derjenige in Deutschland.
Welche Rolle spielt die Automatisierung?
Jörg Westphal: Eine sehr große, insbesondere wenn wir die Anlaufphasen von Maschinen deutlich verringern wollen. Wir möchten, dass unsere Kunden schneller in die Produktion kommen. In der Verpackungsindustrie verringern sich die Auflagen, da es eine größere Varianz an Produkten gibt, die wieder individuelle Verpackungen benötigen. Für jede neue Verpackung muss im Zweifelsfall die Maschine samt Farben eigens gerüstet werden. Bis sich die gewünschte Farbigkeit einstellt, läuft viel Material durch die Maschine, das nicht verkaufbar ist. Wenn zum Beispiel ein Auftrag gleichbleibende Konfigurationen im Farbauftrag hat, können wir diese Informationen für die nächste Produktion abspeichern und sparen damit Zeit in der Anlaufphase der Maschine. Mit unserer Lösung SMARTData können komplexe Produktionsprozesse in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Uns ist es ein Anliegen, dass Ressourcen erst gar nicht in den Kreislauf gelangen. Über die ökologischen Vorteile hinaus sprechen natürlich auch wirtschaftliche Gründe dafür, den Abfall möglichst zu minimieren.
Wie sieht Ihr Engagement beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. aus?
Jörg Westphal: Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass auch die Batterieproduktion ein bahnförmiger Prozess ist. Und Batterien werden dringend gebraucht, um im Bereich der E-Mobilität voranzukommen. Der Batteriepass der EU will künftig den Lebenszyklus von Batterien für E-Autos durch mehr Transparenz nachhaltiger machen. Hierbei wird das Batterieleben von der Produktion über die Nutzung bis zur Wiedernutzung und dem Recycling nahtlos dokumentiert. Dafür ist unsere Inspektionstechnik ungemein hilfreich. Denn sie dokumentiert, in welchem Zustand die Materialien sind, die in einer Batterie verbaut wurden. Wir haben viel Expertise in diesem wichtigen Markt und arbeiten mit den Kolleginnen und Kollegen vom VDMA unter anderem daran, Standards für die Batteriefertigung zu definieren. Mit Blick auf die kostbaren Rohstoffe (z. B. Kupfer und Seltene Erden) tragen wir alle eine Verantwortung, so schonend wie möglich mit den Ressourcen umzugehen. Die Produktion von Batterien läuft auf hochpräzisen Systemen. Die Herausforderung ist, diesen Produktionsprozess zu beschleunigen, sonst bleiben die Batterien zu teuer. Um hier weiter voranzukommen, ist es wichtig einen Wissensaustausch auch innerhalb der Region OWL voranzutreiben. Denn häufig ist das Wissen oder Know-how in der Nachbarschaft vorhanden. Gerade zu diesem Thema würde ich mir einen intensiveren Austausch hier in der Region wünschen.
Mit unserer Lösung SMARTData können komplexe Produktionsprozesse in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.
Jörg Westphal
Ein Blick über den Tellerrand ist also ausdrücklich erwünscht?
Jörg Westphal: Auf jeden Fall. Ein frischer Blick bringt oft wichtige Impulse, um voranzukommen. Wir sind ein wachsendes Unternehmen mit einem tollen Team, exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten und immer auf der Suche nach Top-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Lust haben, in einem wachsenden Unternehmen aus Bielefeld die Zukunft auch global zu gestalten. Dazu zählt, unseren Kunden dabei zu helfen, Ressourcen zu schonen, was eine genauso spannende wie sinnstiftende Aufgabe ist.