Die Geschäftsführer Martin Uekmann (links) und Rainer Müller präsentieren den Aktionsplan Klimaschutz der Stadtwerke Bielefeld Gruppe. Foto: Hans-Heinrich Sellmann/Stadtwerke Bielefeld
Unternehmensnews
Im Kampf gegen den Klimawandel wollen die Stadtwerke Bielefeld am Ende des nächsten Jahrzehntes zwei Meilensteine erreicht haben: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen der Unternehmensgruppe im Vergleich zu 2018 um 40 Prozent reduziert worden sein. 2040 soll der Konzern dann vollständig klimaneutral sein. Wie das gelingen soll, steht in dem 54-seitigen „Aktionsplan Klimaschutz“, den die Stadtwerke Bielefeld jetzt vorgelegt haben. Er ist online einsehbar unter www.stadtwerke-bielefeld.de/klimaschutz.
„Auch in Bielefeld ist der Klimawandel keine abstrakte Bedrohung mehr, er ist Realität mit spürbaren Auswirkungen“, sagt Stadtwerke Geschäftsführer Rainer Müller. „Steigen die Temperaturen weiter an, kommt es noch häufiger zu Extremwetterereignissen mit unkalkulierbaren Konsequenzen. Und dabei geht es nicht um theoretische Modelle, sondern um die Lebensqualität in Bielefeld und darüber hinaus.“
Vor Ort entgegenzusteuern, ist für ein kommunales Unternehmen wie den Stadtwerken Bielefeld Auftrag und Verpflichtung zugleich. „Wir werden innerhalb unserer Handlungs- und Geschäftsfelder alles tun, um unseren Beitrag auf Bielefelds Weg zur Klimaneutralität zu leisten“, sagt Rainer Müller. Das Unternehmen werde eine effiziente und wirtschaftlich tragfähige Infrastruktur bereitstellen, die den heutigen und zukünftigen Anforderungen unserer Stadt entspreche. „Wenn wir jetzt entschlossen handeln, sichern wir nicht nur Trinkwasserversorgung sowie Energie- und Verkehrswende. Wir vermeiden auch höhere finanzielle Belastungen der Bielefelderinnen und Bielefelder.“
Investitionen in den Klimaschutz tragen nicht nur zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei, sondern stabilisieren auch die Energiepreise. „Wir machen uns weniger abhängig von Energieimporten aus dem Ausland und sorgen für eine zuverlässige und nachhaltige Versorgung. Je früher wir in den Klimaschutz investieren, desto geringer werden langfristig die Energie- und Folgekosten in Summe in Deutschland sein“, sagt Rainer Müller.
Fünf Säulen der Transformation
Einen Eindruck von der Transformation in den Handlungsfeldern der Stadtwerke geben die Großprojekte der jüngeren Vergangenheit. „Wir fangen nicht bei null an“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Uekmann und verweist auf den Ausbau von Windkraft in Eckardtsheim, die aktuellen Fernwärme-Maßnahmen in der Innenstadt oder die Stärkung des Stromnetzes in der Stapenhorststraße. „Doch das war erst der Anfang. Bis 2040 werden wir unseren Einsatz vervielfachen müssen.“ Deshalb folgen die Stadtwerke beim Thema Klimaschutz ihrem klaren Aktionsplan, der auf fünf Säulen steht: Trinkwasserversorgung, Wärmewende, Stromwende, Mobilitätswende und Sektorenkopplung.
Martin Uekmann: „Der Klimawandel stellt perspektivisch auch in Bielefeld eine Bedrohung für die Wasserversorgung dar. Durch strategische überregionale Partnerschaften sowie die Erweiterung unserer Eigengewinnung und den Ausbau des Zubringernetzes sichern wir die Versorgung und bewahren die Wasserqualität, selbst wenn die Natur uns herausfordert.
Wir setzen auf eine Wärmewende mit massivem Ausbau von effizienten Nah- und Fernwärmenetzen und auf die Modernisierung unserer bestehenden Fernwärmenetze, integrieren nachhaltige Energien und schaffen die nötige Infrastruktur für den Betrieb von Wärmepumpen. Ohne den Ausbau der Stromnetze und der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien gibt es keine Elektrifizierung in der Wärme durch Wärmepumpen oder im Verkehr durch Elektroautos. Der Ausbau des ÖPNV ist unerlässlich für die Verkehrswende und die Lebensqualität in Bielefeld. Wir stärken den öffentlichen Nahverkehr durch die Erweiterung des Stadtbahn-Netzes oder die Dekarbonisierung der Busflotte. Und schließlich wollen wir durch das Zusammenführen von Sektoren, wie am gleichnamigen Innovationspark, Synergien nutzen und effiziente, kostensparende Lösungen entwickeln. Mit unserer Erfahrung und Kompetenz in diesen Sektoren sind wir der maßgebliche Gestalter vor Ort.“
Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe
„Wir sind fest davon überzeugt, dass sich Investitionen in den Klimaschutz am Ende für alle lohnen werden: sauberes Wasser, bessere Luft, sichere und zukunftsfähige Energieversorgung, größere Wachstumschancen“, sagt Martin Uekmann. „Dafür aber brauchen wir Rahmenbedingungen, die stimmig sind, die nicht das eine ermöglichen und das andere vernachlässigen, die nicht heute gesetzt und morgen wieder in Frage gestellt werden.“ Die Stadtwerke Bielefeld stützen ihren Aktionsplan auf bestehende Vereinbarungen wie das Klimaschutzprogramm des Bundes oder das Handlungsprogramm Klimaschutz der Stadt Bielefeld, aber auch auf den breiten gesellschaftlichen Konsens, für den Planeten einzustehen. „Auf dieses gemeinsame Verständnis müssen sich alle Beteiligten stets berufen und verlassen können. Wir setzen auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Industrie, Handwerk, Handel, Verwaltung und Politik.“
Wo aktive Kooperationen für die zahlreichen Transformationsprozesse zwingend erforderlich sind, auf Baustellen oder in Gebäuden, haben die Beteiligten bereits jetzt ein gemeinsames Thema – den Fachkräftemangel. „Wir brauchen dringend zusätzliche, qualifizierte Arbeitskräfte. Daher ist es unerlässlich, sowohl in die Aus- und Weiterbildung zu investieren als auch attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden“, sagt Martin Uekmann. Nur wenn Baumaßnahmen auch durchgeführt werden können, werde sich in Bielefeld etwas verändern.
„Es müssen noch mehr Baustellen eingerichtet werden als heute. Denn sie sind das Fundament für eine nachhaltige Infrastruktur, die eine sichere Trinkwasserversorgung, emissionsfreie Mobilität, effiziente Wärmeversorgung und saubere Energiegewinnung und -verteilung ermöglicht“, sagt Martin Uekmann. „Engagierte Mitarbeitende sind das eine, das Verständnis aller für die unumgänglichen Einschränkungen insbesondere im Stadtverkehr ist das andere. Nur gemeinsam gestalten wir Bielefeld zu einem Vorbild für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Daseinsvorsorge.“
Maßnahmen haben ihren Preis
Für die Umsetzung des Aktionsplans Klimaschutz benötigen die Stadtwerke Bielefeld Investitionen, die die bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens an ihre Grenzen bringen werden. Um die technologischen und infrastrukturellen Veränderungen zu realisieren, rechnet die Stadtwerke Bielefeld Gruppe mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro bis 2040. „Und dabei handelt sich nur um die zusätzlichen Investitionen in den Klimaschutz. Die Kosten für die ohnehin notwendigen Maßnahmen für den Substanzerhalt der Infrastruktur sind hier noch nicht berücksichtigt“, sagt Rainer Müller.
Von den zwei Milliarden werden etwa 900 Millionen Euro benötigt, um die Nah- und Fernwärmeinfrastruktur deutlich auszubauen, um unter anderem die Wärmenetze um 9000 neue Anschlüsse zu erweitern. 750 Millionen Euro sind notwendig, um die Hälfte des Strombedarfs der Stadt durch lokal erzeugte Erneuerbare Energien selbst zu erzeugen und um das Stromnetz für die wachsende Anzahl an Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen zu stärken. 270 Millionen Euro fließen als Wachstumsinvestitionen in die Mobilität, um die Fahrzeugflotte auf emissionsfreie Antriebe umzustellen und die Stadtbahn-Linie 1 nach Sennestadt auszubauen, für die der weitaus größte Teil aus Fördermitteln bestritten werden soll. Mit 90 Millionen Euro wollen die Stadtwerke die Versorgung mit Trinkwasser sichern und die Ressource widerstandsfähiger gegen Klimaschwankungen machen.
„Die nötigen Investitionen für den Wandel stellen nicht nur uns, sondern die gesamte Branche vor große Herausforderungen“, sagt Rainer Müller. „Um die bevorstehenden Finanzierungslücken zu schließen, sind sowohl staatliche Förderungen als auch Investitionsanreize unverzichtbar. Zudem brauchen wir gesetzliche Rahmenbedingungen, die ein Höchstmaß an langfristiger Verlässlichkeit und Planungssicherheit gewährleisten. Diese sind entscheidend, um die finanziellen Risiken für die Kapitalgeber zu minimieren und somit ausreichend Fremdkapital über klassische sowie innovative Finanzierungswege zu mobilisieren. Darüber hinaus wird es notwendig sein, ein ausgewogenes Maß an Eigenkapital zur Verfügung zu haben, um unsere Klimaschutzambitionen erfolgreich zu finanzieren.“
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