„Ein ‚Weitermachen wie bisher‘ wird künftig nicht mehr funktionieren.“
Es sind ja nicht nur der Klimawandel, das Plastik in den Weltmeeren, der brennende Regenwald oder die Massentierhaltung. Da sind auch explodierende Mieten in den Städten, die wild gewordenen Finanzmärkte, der immer größer werdende Graben zwischen Arm und Reich, zunehmende Burn-Out-Zahlen, vielschichtige Folgen der Gentechnik und der Digitalisierung.“ Diejenige, die zu diesem Schluss kommt, ist Maja Göpel. In ihrem Buch „Unsere Welt neu denken – eine Einladung“ (erschienen bei Ullstein) veranschaulicht sie, welche Denkbarrieren wir aus dem Weg räumen sollten, um künftig klüger mit natürlichen Ressourcen, menschlicher Arbeitskraft und den Mechanismen des Marktes umzugehen – jenseits von Verbotsregimen und Wachstumswahn.
Über die Autorin
Groß geworden ist Maja Göpel in einem Dorf bei Bielefeld, sie besuchte die Reformschule, in der Nachbarschaft galten sie und ihre Eltern, die sich für „Ärzte gegen den Atomkrieg“ engagierten, als Hippies. „Wer so aufwächst, entwickelt entweder eine ausgeprägte Aversion gegen Alternatives aller Art oder wird wie Maja Göpel: Weltverbesserin aus und mit Leidenschaft“, stellt die Frauenzeitschrift emma mit Blick auf die Bielefelderin fest. Und hat Recht. Als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) arbeitet sie heute an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zum Thema Nachhaltigkeitstransformationen mit einem Schwerpunkt auf Wissenschaftskommunikation. Als Beirätin unterstützt Maja Göpel mehrere Stiftungen und Projekte und ist eine der Initiatorinnen der „Scientists4Future“. Die von etwa 30.000 Wissenschaftler*innen gestützte Initiative stellt sich hinter die Forderungen junger Menschen, die sich bei „Fridays for Future“ stark machen. Die Expertise der diplomierten Medienwirtin, die in Politischer Ökonomie promovierte, ist gefragt. Und so lehrt sie nicht nur an der Leuphana Universität Lüneburg als Honorarprofessorin, sie ist u.a auch Mitglied des Club of Rome und des World Future Council. Ihr klarer, kritischer Blick auf die Welt zeichnen die zweifache Mutter aus. „Sie ist eine der wichtigsten Stimmen, wenn es um die Frage geht, wie wir unsere Gesellschaft wieder zukunftsfähig machen“, erklärt Harald Welzer. „Die Welt neu zu denken, fühlt sich für die Ökonomin wiederum wie ein Befreiungsschlag an. „Selbst wenn wir das Förderband der endlosen Extraktion nicht sofort stoppen können – das wäre eine sehr abrupte und wenig wünschenswerte Entwicklung –, so können wir doch die Klarheit, die Kreativität, den Mut und das Vertrauen entwickeln, einen regenerativen Zyklus daraus machen zu wollen“, stellt sie in ihrem Buch fest und fordert zum Umdenken auf. In Krisenzeiten die Box zu hinterfragen, die Schubladen, aus der heraus wir denken und handeln, verschaffe Klarheit darüber, welche Teile der Box auch anders aussehen könnten. Es braucht aus Sicht der Expertin neue Sichtweisen. Und so ist ihr Buch eine Einladung umzudenken, alte Konzepte , Muster und damit Gewohntes loszulassen. Maja Göpel resümiert: „Es gilt neu zu verhandeln, was den Wohlstand der Menschen übermorgen ausmacht.“ Dafür braucht es aus ihrer Sicht neue Begriffe und Konzepte, die ausdrücken, was wir künftig wichtig finden. „Planetenzerstörung darf nicht mehr Wachstum heißen. Reine Geldvermehrung nicht länger Wertschöpfung. Die Geschichte vom ewigen Wachstum des Konsums für alle ist nicht aufgegangen, weder ökologisch noch sozial“, schlussfolgert die Ökonomin Göpel.