4. November 2024
Mit KI made in Bielefeld gegen Amazon und Co.

Vision AI

Text: Eike Birck, Foto/Grafik: VisionAI

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Von der Founders Foundation in der Bielefelder Altstadt bis zum jetzigen Standort im Cube am Adenauerplatz sind es nur wenige Hundert Meter. Der Sprung, den das Bielefelder Startup VisionAI in nur vier Jahren gemacht hat, ist jedoch deutlich größer. 50 Mitarbeitende, eine Niederlassung in London und rund 7 Millionen Euro Kapital von Investoren stehen auf der Habenseite von Melvin Schwarz (CEO), Julian Meyer (Vertrieb) und Berkan Cinar (Technischer Leiter).

Das Bielefelder Startup zählt zu den schnellst wachsenden KI-Firmen in Europa. Im Sommer 2023 landete das Gründerteam bei einer Finanzierungsrunde einen richtig großen Coup und gewann mit HV Capital einen zusätzlichen Wagniskapitalgeber, der bereit ist, fünf Millionen Euro zu investieren. Der Kontakt entstand auf der von der Founders Foundation organisierten Tech-Konferenz „Hinterland of Things“ in Bielefeld. 

E-Commerce übte auf Co-Founder Melvin Schwarz schon immer einen besonderen Reiz aus. Während seine Freunde mit Lego spielten, programmierte er im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Online-Shop und verkaufte Spielzeug. „Ich fand es faszinierend, dass man über das Internet Geld verdienen kann“, lacht der heute 24-Jährige. 

Die Faszination für den Online-Handel ist geblieben. Vor gerade mal zwei Jahren hat VisionAI sein erstes Produkt auf den Markt gebracht. „Für Unternehmen ist ein Online-Shop heute ein Muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Allerdings bieten die Shops dem Kunden oftmals nicht das Einkaufserlebnis, das er möchte oder braucht“, erläutert Melvin Schwarz. „Produkte werden nicht gefunden oder die automatisierten Vorschläge – Kunden kauften auch … – passen nicht zum gekauften Produkt. Hier setzen wir mit semantischer und visueller KI an.“ Hat jemand beispielsweise ein weißes Bett im Landhausstil gekauft, erkennt die von VisionAI entwickelte KI das und der Algorithmus schlägt Lattenrost und Matratze in den richtigen Maßen vor sowie farblich und stilistisch passende Möbel. 

Das Bielefelder Team von VisionAI

Lösungen für den Mittelstand

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Die Produktpalette reicht von personalisierten Shop-the-Look-Anwendungen – hierbei wird ein Outfitbild analysiert und die passenden Produkte gefunden, die das Model trägt – über Cross-Selling-Lösungen bis hin zu KI-basierten Suchen. Die Gründer wollen insbesondere dem Mittelstand eine unabhängige Alternative zu den Marktplatzlösungen der großen Händler bieten. Schon jetzt setzen namhafte Unternehmen unterschiedlichster Branchen wie New Balance, Weitz oder Zurbrüggen auf die Lösung made in Bielefeld. In zwei Jahren hat das Startup über 150 Kunden gewinnen können. „Unsere Lösung spart unseren Kunden nicht nur Zeit, sondern sie machen messbar mehr Umsatz“, so der CEO. 

Gerade wurde ein neues Produkt zur Marktreife gebracht: die Optimierung der Suchfunktion in Online-Shops dank einer innovativen KI-gestützten Bildsuche. Drei Jahre hat die Entwicklung gedauert, über 30 Millionen Bilder wurden eingelesen. Die Zeichen bei VisionAI stehen eindeutig auf weiteres Wachstum. Im März 2024 eröffneten die Bielefelder eine Niederlassung in London. Eine strategische Entscheidung, denn Großbritannien gilt als der größte und höchstentwickelte E-Commerce-Markt in Europa und der drittgrößte weltweit. „Wir sind uns bewusst, dass wir damit ein Risiko eingehen, aber wenn wir unser ganz großes Ziel, den US-Markt und die Marktführerschaft, erreichen wollen, müssen wir weiter wachsen“, betont Melvin Schwarz. „Und dazu gehört, dass wir unseren Umsatz jährlich verdoppeln, besser noch verdreifachen.“

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