1. Dezember 2017
Gründungsstory: FRIEDA WERKSTATTLADEN

Von wegen Papierkram

Startups Story

Direkt nach dem Studium gründen? „Das war nicht meins“, sagt Nicole Köhring. Die Bielefelder Grafikdesignerin sammelte nach ihrem Diplom an der Fachhochschule Bielefeld lieber erst einmal einige Jahre berufliche Erfahrungen. Vor einem Jahr entschied sich die 41-Jährige – nach ihrem zweiten Kind – für den Schritt in die Selbständigkeit. Mit seinem kreativen Konzept bedient Frieda Werkstattladen, Grafikbüro + Papeterie, seitdem Privat- als auch Geschäftskunden mit außergewöhnlicher Papeterie. Und setzt den vielen aus der IT-Branche stammenden Start-ups kreative Dienstleistungen entgegen.

Ihr Leistungskurs während ihrer Zeit auf dem Detmolder Grabbe-Gymnasium war Kunst. „Ich war schon immer kreativ und in der gestalterischen Richtung unterwegs“, erzählt die Wahl-Bielefelderin. Eine Inselbegabung, die in ihrer Familie schon früh herausstach. Doch nach dem Abitur suchte sie zunächst den „sicheren“ Weg und machte eine Ausbildung, arbeitete noch zwei Jahre in ihrem Beruf als Hebamme – schob während dieser Zeit noch einen beruflichen Auslandsaufenthalt ein – und entschied sich dann doch für den Kreativbereich. „Das Grafikdesignstudium an der FH Bielefeld war genau das, was ich immer gesucht hatte“, erklärt die heute 41-Jährige. „Das war einfach toll.“ Sie schnupperte damals begeistert in alle Richtungen hinein.

Der Siebdruck in der Modewerksstatt faszinierte sie jedoch ganz besonders. „Er ist noch heute mein Steckenpferd“, betont Nicole Köhring. Bereits während des Studiums entwarf sie ihre „Trostpflaster“, „Jammerlappen“-Spültücher und „Popapierbeutel“. „In meinen Wortspielprodukten konnte ich Grafikdesgin mit Siebdruck kombinieren“, macht sie deutlich. „Ebenso wie meine Vorliebe für Typographie.“ Die Idee für den Popapierbeutel kam ihr während sie eine Outdoor-Kinder-Freizeit betreute. „Die WC-Rollen entrollten sich meist schon bevor sie bei den Toiletten ankamen“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Die Lösung: Der Popapierbeutel. Er wirkt bei Nicole Köhring weder verstaubt noch altbacken. Stattdessen verkündet er dank seines Aufdrucks unumwunden seine Bestimmung.

Wortspielprodukte made in Bielefeld

Um zu testen wie ihre „Wortspielprodukte“ ankommen, gründete Nicole Köhring 2008 noch als Studentin ihren Online-Shop „Frieda Werkstattladen“ und stellte ihre ersten drei Produkte ein.

Nicole Köhring

„Nach ein paar Stunden hatte ich meinen ersten Popapierbeutel verkauft“, erinnert sie sich zurück. „Damals habe ich nicht ernsthaft an den Schritt in die Selbständigkeit gedacht. Stattdessen entwickelte sich daraus das Thema ihrer Diplomarbeit. So entstand im Rahmen ihrer Diplomarbeit ein „Stand der Dinge“, wo sie ihre Palette an Wortspielprodukten, die wie ihr „ReinesGewissenKissen“ eine klare wie markante Aussage haben.

Dass Berufstätigkeit und Mutter werden sich nicht ausschließen, auch dafür steht Nicole Köhring. Nach der Geburt ihres ersten Kindes machte sie ihr Diplom und sammelte anschließend Erfahrungen u.a. bei der Grafik-Werkstatt Bielefeld. Vor einem Jahr entschloss sie sich dann – inzwischen als zweifache Mutter – für den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ich möchte einfach kreativ und selbstbestimmt arbeiten“, betont sie mit Blick auf ihr Know-how und ihren Erfahrungsschatz. „Es war schon immer mein Traum, ein Büro mit Werkstatt und einem Ladengeschäft zu realisieren.“

Im Bielefelder Osten, am Ehlentruper Weg Ecke Bielsteinstraße, ist die Grafikdesignerin fündig geworden. „Der Eckladen ist ein Traum“, schwärmt die Inhaberin von den für sie optimalen Bedingungen, um als Grafikbüro zu arbeiten. Den aus Studienzeiten stammenden Firmennamen „Frieda Werkstattladen“ hat sie erst einmal beibehalten, allerdings ergänzt durch den Zusatz „Grafikbüro – Papeterie“. Ihr Ziel: Auch das Wording soll ihre Kompetenz und ihr Produktportfolio als Grafikbüro unterstreichen.

Abseits vom Mainstream

Zu ihren Kunden zählen die unterschiedlichsten Zielgruppen. Privatkunden begleitet die Grafikerin gestalterisch mit ihrer individuellen Papeterie durch alle wichtigen Stationen des Lebens – von der Geburt, Taufe und Konfirmation über Geburtstage und Hochzeiten bis hin zum Trauerfall. Darüber hinaus vertreibt sie in ihrem Bielefelder Eckladen und über den ausgewählten Einzelhandel wie Buchhandlungen oder Designläden ihre ausgefallenen Post- und Grußkarten. Für die großen Feste ebenso wie als kleines Dankeschön oder als Ausdruck der Freude. Den schlichten Ausruf „Yeah“ auf einer ihrer Karte hat Nicole Köhring beispielsweise so ausgeklügelt entworfen, dass man das Wort, auch wenn man die Karte dreht, lesen kann. Mit feinem Gespür für Details und gern mit Bielefeld-Bezug entwirft die Grafikdesignerin ihre Produkte. So weht auf einer Trauerkarte die Fahne der Sparrenburg beispielsweise auf Halbmast.

Für Geschäftskunden deckt sie mit ihren Grafikleistungen ein ganz anderes, aber nicht minder anspruchsvolles Spektrum ab. Ihren gestalterischen Stempel drückt sie Logos, Wort-/ Bildmarken, aber auch den üblichen Büro-Notwendigkeiten wie Visitenkarten, Briefpapier oder Stempeln auf. Webseiten, Verpackungen, Ladenschilder, Autowerbung, Banner, Flyer oder Plakate runden das Profil des Grafikbüros ab.

Mobil und flexibel

Einen normalen Arbeitstag gibt es für die Jungunternehmerin nicht: Morgens bearbeitet sie erst die Bestellungen, die online eintreffen, und macht sie versandfertig. Dann beantwortet Nicole Köhring ihre Emails und bereitet die Märkte vor, auf denen sie ausstellt. „Ich muss mich ja nicht nur darum kümmern, dass ich die Stände buche, sondern auch um das ganze Drumherum“, sagt sie. Mobilität und Flexibilität sind gerade am Anfang gefragt. Dafür reist die Bielefelderin quer durch die Republik und besucht Designmärkte von Berlin über Hamburg, Essen oder Dortmund. Und natürlich wollen auch die online-Medien wie Facebook & Co. bedient und aktualisiert werden. Dazu kommt die Organisation und Durchführung von Siebdruckkurse, Diese bietet die Grafikerin in ihrer Werkstatt für Erwachsene – vom Mädelsabend bis zum Junggesellinnenabschied – oder für Kindergeburtstage an. „Die Zeit, die ich dann kreativ gestaltend arbeiten kann, genieße ich sehr“, unterstreicht Nicole Köhring.

www.frieda-werkstattladen.de

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