Generell ist er mit der wirtschaftlichen Situation in Bielefeld zufrieden. „Die Stadt entwickelt sich nach wie vor erstaunlich gut. Aktuell können wir einen Höchststand an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen verbuchen. Nie zuvor hatten wir mehr Beschäftigung“, unterstreicht Pit Clausen. „Damit zählen wir landesweit zur Spitzengruppe und belegen in der Steigerungsquote hinter Münster und Düsseldorf den dritten Platz in NRW. Eine Entwicklung, die seit etwa zehn Jahren Bestand hat.“ Trotz der Krisen gehe es vielen Bielefelder Unternehmen gut. 300 Millionen Euro Gewerbesteuer seien nicht nur ein deutliches Indiz dafür, sondern zugleich historischer Höchststand. Die Branchenvielfalt mache Bielefelds Wirtschaft weniger störungsanfällig. „Die Wirtschaft ist der Motor der Stadt. Eine funktionierende Wirtschaft bildet die Voraussetzung für Lebensqualität. Und wir tun was für die Wirtschaft“, betont Pit Clausen. Auch im Bereich der Gründerszene. Das Startup-Paket der WEGE bietet jungen Unternehmen Mietzuschüsse und Netzwerkunterstützung. Aktuell sind 60 Neugründungen in enger Betreuung durch die WEGE. „Ich habe gehört, dass ein Startup von Düsseldorf nach Bielefeld gezogen ist, weil hier die Bedingungen besser sind. Es läuft vieles gut in Bielefeld“, resümiert der Oberbürgermeister und leitet über zu Prokuristin Brigitte Meier, die nach 29 Jahren bei der WEGE nun in die berufsfreie Zeit geht und das bei der DAS KOMMT AUS BIELEFELD-Community beliebte Format Wirtschaft LIVE! zum letzten Mal moderierte.
„Nicht viele privatwirtschaftliche Unternehmen führen Bielefeld im Namen“, stellt Brigitte Meier mit Blick auf den Gastgeber des Abends fest und bittet Mike Cacic, Gründer und Geschäftsführer der Bielefelder Braumanufaktur auf die Bühne. In einem höchst unterhaltsamen Vortrag berichtet der 36-Jährige mit entwaffnender Offenheit von seinem Werdegang. Ein „grottenschlechter Schüler“ sei er gewesen, habe sich vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Westfalen Kolleg ohne rechten Spaß an der Sache durchgeschlagen. Allein seine Zeit beim Zivildienst habe ihm viel bedeutet. „Dabei habe ich gelernt, Verantwortung zu tragen“, berichtet er. Während seines Studiums auf Lehramt an der Uni Paderborn hat er nicht „nur“ seine jetzige Frau kennengelernt, sondern festgestellt, dass er „etwas Handfestes“ braucht. Kurzerhand überredete er seine Eltern, Inhaber eines Getränkehandels, ihn zum Einzelhandelskaufmann auszubilden. In dieser Zeit entdeckte er im Hotel „Zur Spitze“ sein Faible für handgemachtes Bier. „Nachdem ich dort ein Bier probierte, musste ich feststellen, dass ich viel zu viel Zeit mit schlechtem Bier verschwendet habe“, erzählt Mike Cacic. Und er wollte ganz genau wissen, warum das Bier im Hotel so anders schmeckte, obwohl für das Getränk nach dem deutschen Reinheitsgebot doch nur vier festgeschriebene Zutaten verwendet werden dürfen: Wasser, Hopfen, Gerstenmalz und Hefe. Die Antwort lautete: Schau es dir selbst an. Gesagt getan. Das Bier brauen wurde zum Hobby und daraus letztlich Leidenschaft und Beruf. „Ich habe viel ausprobiert und dabei gelernt“, erinnert sich der 36-Jährige. Nach ersten Kreationen am heimischen Herd mietete er zum Brauen ein Ladenlokal im „Hotel zur Spitze“. Einmal die Woche öffnete er die Türen für neugierige Bierenthusiasten, die das handgebraute Bier frisch vom Fass probieren wollten. Selbstverständlich gab es auch Bier zum Mitnehmen. „Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit etwas Geld verdient habe, was mir Spaß macht.“
Sein Bier, das Bielefelder Flutlicht, wurde eine Erfolgsgeschichte. Mit Hilfe eines Kredits konnte Mike Cacic die erste größere Abfüllung seines Biers in Flaschen umsetzen – zunächst in der Schloßbrauerei Rheder, nach einem Jahr aber bereits in der etwas größeren Westheimer Brauerei in Maßberg. Ein Mitbewerber, eine große Brauerei, zog gegen den jungen Unternehmer vor Gericht, weil auf dem Etikett mit Bielefelder Bier geworben wurde, der Gerstensaft mittlerweile jedoch nicht in der Stadt gebraut wurde. Mike Cacic verlor vor Gericht und das Bielefelder Flutlicht wurde über Nacht verboten. Allerdings sorgte der Rechtsstreit David gegen Goliath für große mediale Aufmerksamkeit – und das bundesweit. Zusammen mit über 100 Freiwilligen gelang es Mike Cacic, 160.000 Flaschen mit einem Black Label zu überkleben, so dass das Bier doch noch in den Verkauf gehen konnte, um die finanziellen Einbußen so gering wie möglich zu halten. „Das hat uns gerettet“, blickt der Gründer heute dankbar für das Engagement der Bielefelder*innen zurück.
Für den Unternehmer gänzlich unerwartet flatterte alsbald eine Anfrage von Christoph Harras-Wolff, als geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Wolff Group verantwortlich für die Bereiche Recht, Verbände und Nachhaltigkeit, ins Haus, ob noch Raum für Investitionen vorhanden wären. „Ein Jahr haben wir uns intensiv ausgetauscht. Wir haben Bier getrunken und Haare gewaschen“, scherzt Mike Cacic. „Und dann haben wir uns beruflich verheiratet.“
Christoph Harras-Wolff und Mike Cacic waren sich schnell einig, dass Bier etwas Emotionales ist, ein Produkt zum Anfassen. „Bier braucht Heimat“, ist der Geschäftsführer der Biermanufaktur überzeugt. „Deshalb war es für mich keine Frage, mit breiter Brust ,Bielefelder’ im Namen zu tragen.“ Neben qualitativ gutem Bier ist das Thema Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit. Auf dem Dach der Braumanufaktur sorgt eine Photovoltaik-Anlage für die Produktion von eigenem Strom zur Selbstversorgung. Die CO2-neutrale Brauanlage läuft mit 100 Prozent klimaneutralem Gas. „Als Unternehmen in Gänze sind wir noch nicht klimaneutral, aber wir arbeiten weiter daran“, verspricht Mike Cacic, der viel Engagement in die Aufforstung des Bielefelder Stadtwalds steckt. Jedes getrunkene Bier, jedes verkaufte T-Shirt etc. kommt dem Teuto zugute. So konnten bislang bereits seit 2021 rund 6000 m² Wald gerettet werden.
Seit Anfang 2024 hat die Manufaktur tatkräftige Unterstützung von Braumeister Torsten Vullriede erhalten, der ähnlich wie Mike Cacic sein Hobby zum Beruf gemacht hat und schon viel in der Weltgeschichte in Sachen Bier herumgekommen ist. Gelernt hat er in Lübbecke, war bei einer kleinen Brauerei in der Schweiz beschäftigt, hat in Berlin eine Brauerei von Grund auf mit aufgebaut und sammelte zudem Erfahrungen in London. Kompetenzen, die nun dem Bielefelder Bier zugute kommen. „Wir haben noch viele Aufgaben vor uns“, blickt Mike Cacic in die Zukunft. „Wir möchten, dass das Bielefelder Bier ganz selbstverständlich überall in der Stadt und auch auf Stadtfesten ausgeschenkt wird.“ Anschließend luden die Braumeister zu einem Zwickel ein. Das ist eine Bierprobe, die direkt aus dem Tank kommt. Frischer geht es nicht. Bei weiteren Kaltgetränken und einem Imbiss ging der lebhafte Austausch noch lange weiter.
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