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Umdenken und anfangen
Nachhaltiges Wirtschaften ist eine Notwendigkeit – ökonomisch, gesellschaftlich und ökologisch. Unternehmen stehen vor enormen Herausforderungen. Seit 2003 unterstützt ÖKOPROFIT®, ein Beratungsangebot für Umwelt- und Ressourcenschutz, Betriebe dabei, ihre selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und zu optimieren. Der Grundgedanke von ÖKOPROFIT® ist die Verbindung von ökologischem Nutzen und ökonomischem Gewinn. Über die Erfahrungen im Prozessverlauf und über daraus resultierende Einsparpotenziale haben wir mit W. Arndt Bertelsmann, geschäftsführender Gesellschafter von wbv Media, gesprochen, das im Februar 2025 erfolgreich das Rezertifizierungsaudit absolviert hat.
Herr Bertelsmann, seit wann beschäftigen Sie sich bei wbv Media mit dem Thema Nachhaltigkeit?
Das Thema Umweltschutz habe ich schon aus meinem Ingenieurstudium mitgebracht und bewegt mich seit den 1980er-Jahren. Nachhaltiges Wirtschaften ist ja kein neues Phänomen. Ökologie und Ökonomie lassen sich auf denselben griechischen Wortstamm zurückführen. Oikos bedeutet im Griechischen Haus oder Haushalt. Ökologie ist demnach die Lehre (Logos) vom Haushalt der gesamten Natur. Ökonomie beschreibt die Regeln (Nomos) der Haushaltsführung des Menschen in Familie, Unternehmen, Stadt und Staat darstellt. Maßnahmen, die auf Einsparungen, zum Beispiel von Ressourcen, abzielen, dienen der Ökologie und der Ökonomie gleichermaßen. Allein schon aus diesen kaufmännischen Überlegungen, lohnt sich die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen. Seit 2011 ist unser Managementsystem zertifiziert nach DIN ISO 9001, was eine Festlegung von wichtigen Aspekten der Unternehmensführung verlangt. Nachhaltigkeit wurde schon damals als wichtiger Aspekt benannt. Unser Unternehmensleitbild wurde im Jahr 2018 erstellt, wobei die Nachhaltigkeit ausdrücklich berücksichtigt wurde. Entsprechend haben wir bereits vor der ersten Zertifizierung durch ÖKOPROFIT® 2021 eine Reihe von Vorhaben umgesetzt.
Was waren das für Maßnahmen?
Seit 2009 beteiligen wir uns am Corporate-Programm der Deutschen Bahn und bieten unseren rund 70 Mitarbeitenden seit 2010 ÖPNV-Vergünstigungen. Im selben Jahr haben wir in eine neue Heizungsanlage, Pumpen- und Lüftungssteuerung investiert. 2014 wurde ein Teil der Fassade saniert – der älteste Teil unseres Gebäudes ist 50, der jüngste 20 Jahre alt – und wir haben sukzessive mit dem Umbau auf LED-Beleuchtung begonnen. Wir bauen keine intakten Leuchten ab, sondern erst dann, wenn Umbauten anstehen. Alles andere wäre nicht ressourcenschonend. 2018 erfolgte die Umstellung auf Ökostrom. Seit zehn Jahren fördern wir ehrenamtliche Aktivitäten unserer Mitarbeitenden. Beim Verpackungsmaterial wird seit jeher recyceltes Packpapier bzw. Karton eingesetzt.
ÖKOPROFIT® ist der Weg in ein systematisches Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement. Wie sahen die Bestrebungen bei wbv Media aus?
2021 haben wir die erste Zertifizierung erhalten. In diesem Rahmen haben wir auf Elektro- bzw. Hybrid-Fahrzeuge umgestellt und Ladesäulen installiert. Ein Teil der Rasenfläche wurde zu einer Blühwiese umgestaltet, um die Biodiversität zu fördern. Bei Leistungen, die wir einkaufen, wird die Nachhaltigkeit berücksichtigt. Außerdem haben wir bauliche Maßnahmen zum Brandschutz zur Einhaltung rechtlicher Vorgaben und zum Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden umgesetzt.
Arndt Bertelsmann
Was konnte im Rahmen des Rezertifizierungsprozesses 2024/25 weiter optimiert werden?
Im Jahr 2023 haben wir in die Dachsanierung investiert, eine Wärmedämmung umgesetzt, die Dachfenster ausgetauscht und eine Verschattung aufgebracht. Das senkt den Energieaufwand deutlich und im Sommer ist es in unseren Räumen merklich kühler. In diesem Jahrwurde die Heizungs- und Lüftungsanlage erneuert; in diesem Zuge konnten wir den Beleuchtungsumbau auf LED abschließen. Nicht jede Maßnahme ist bei näherer Betrachtung nachhaltig. Wir haben beispielsweise prüfen lassen, ob eine Mülltrennung bei den Einmalhandtüchern sinnvoll wäre. Bei uns fällt aber nicht genug an, um eine separate Abholung per LKW zu rechtfertigen. Der Einsatz der Ressourcen wäre zu hoch und daher ist diese Maßnahme für ein Unternehmen unserer Größe nicht nachhaltig. Bei einem größeren Unternehmen könnte es sich hingegen lohnen. Es gilt, bei allen Ideen die gesamte Prozesskette zu betrachten, um entscheiden zu können, was in puncto Nachhaltigkeit wirklich sinnvoll ist.
Welche Einsparpotenziale haben sich dadurch ergeben?
Eines vorab: Mit unserem Fokus auf Dienstleistungen haben wir nur wenige Einsparungspotenziale. Durch die Dachsanierung lassen sich etwa 10 Prozent Energie einsparen. Insgesamt liegen wir bei einer Reduktion von etwa 84.400 kWh und 10,3 Tonnen CO2 pro Jahr. Eine Gebäudesanierung ist immer eine grundsätzliche Entscheidung und wenn ich es machen lasse, dann richtig. Schließlich habe ich auch ein Interesse an der Werterhaltung der Immobilie. Ein Wechsel auf LED-Beleuchtung amortisiert sich in der Regel innerhalb von zwei bis drei Jahren. Vieles lässt sich jedoch nicht so einfach berechnen oder würde große personelle Ressourcen verschlingen. Unsere E-Ladesäulen können beispielsweise auch von unseren Mitarbeitenden für ihre Privatfahrzeuge genutzt werden. Diesen Verbrauch müsste ich rausrechnen. Und ich müsste den ursprünglichen Verbrauch von Benzin, Diesel samt CO2-Ausstoß ins Verhältnis zum hohen Stromverbrauch setzen, der durch das Laden der E-Fahrzeuge entsteht. Nicht alle Entscheidungen müssen mühsam berechnet werden.
Wie sehen die Planungen für die Zukunft aus?
Als nächstes steht eine Regenwasserversickerung an. Das erfordert jedoch eine hohe Investitionssumme, für die es nur eine sehr geringe Amortisation gäbe. Außerdem stellen wir Überlegungen zum Ausstieg aus der fossilen Wärmeerzeugung an.
Inwieweit sind die Mitarbeitenden am Gesamtprozess beteiligt?
Zu unserem Leitbild gehört, dass unsere Mitarbeitenden in ihren Bereichen sehr eigenverantwortlich arbeiten. Wir haben Richtlinien, aber wir statten sie mit einem Vertrauensvorschuss aus und arbeiten auf Augenhöhe zusammen. Die Motivation für nachhaltiges Handeln muss intrinsisch sein und findet so Eingang in viele alltägliche Entscheidungen. Wir haben 2005 bei wbv Media ein Prämiensystem eingeführt, das die Mitarbeitenden am Gesamterfolg des Unternehmens beteiligt. Auch deshalb haben sie ein Interesse daran, Einsparpotenziale zu nutzen. Nur große Investitionen mit entsprechendem Kapitaleinsatz sind unternehmerische Entscheidungen.
Kann ÖKOPROFIT® ein Einstieg sein, um das Thema Nachhaltigkeit anzugehen?
Ökoprofit ist ein gutes Einstiegsmodell für die Zertifizierung. Anhand der Checklisten kann ich mich vergewissern, ob ich an alle Aspekte gedacht habe. Sie zeigen, was ich erreicht habe und welches die nächsten Maßnahmen sind. Damit dokumentiere ich, dass ich mich nicht auf Erreichtem ausruhe. Eine Zertifizierung bzw. Rezertifizierung hat eine Wirkung nach innen und außen. Das Zertifikat ist als Vorstufe zu EMAS (einem EU-Standard) anerkannt und damit eine valide Möglichkeit, um zu zeigen, dass das Unternehmen nachhaltig unterwegs ist. Wir sind auch Mitglied im ÖKOPROFIT® Klub OWL und lassen uns weiter schulen. Durch den Austausch mit anderen Unternehmen bekommt man neue Ideen. Insgesamt sind es nicht nur die großen Maßnahmen, die entscheidend für Ressourcenschonung sind, sondern auch viele kleine Maßnahmen.
wbv Media
Vom klassischen Verlag zum innovativen Medien- und Logistikdienstleister
Seit der Gründung 1864 bietet das unabhängige und eigentümergeführte Familienunternehmen bundesweit Medien- und Logistikdienstleistungen an. Entwicklung, Druck und Vertrieb von Formularen markierten die Anfänge des selbstausliefernden Verlags – eine Besonderheit auf dem Markt. Seit etwa 40 Jahren wurden neue Themenbereiche, wie Geistes- und Sozialwissenschaften, Bildung und Beruf sowie Verwaltung und Recht erschlossen. Dabei haben die Bielefelder ihre Produkte und Services parallel zum enormen Technologiewandel ständig weiterentwickelt – insbesondere digitale Medien. 2018 erfolgte die Umbenennung: aus dem W. Bertelsmann Verlag wurde wbv Media mit drei Geschäftsbereichen: wbv Distribution, wbv Kommunikation und wbv Publikation, wbv Kommunikation und wbv Publikation arbeiten überwiegend für öffentliche Auftraggeber. wbv Distribution hat über die Medienlogistik hinaus einige Auftraggeber im Bereich E-Commerce-Fulfillment gewonnen.