„Zu den Kooperationspartnern gehören nicht nur Haus- und Fachärzte, sondern auch die Bielefelder Krankenhäuser, Krankenkassen, die Kassenärztliche Vereinigung, die Ärztekammer sowie andere nichtärztliche Berufsgruppen“, erklärt Dr. Ulrich Weller, Vorsitzender des Ärztenetzes Bielefeld e.V., des Palliativnetzes Bielefeld e.V. und der Initiative Bielefelder Hausärzte (IBH). Mit der IBH fing der Netzwerkgedanke bereits vor 20 Jahren an. Um die Qualität der hausärztlichen Versorgung weiter zu verbessern, wurde die Initiative 1999 von Bielefelder Hausärzt*innen gegründet. Heute gehören ihr 123 Mitglieder an.
Ganz klar: Vor dem Hintergrund des zunehmenden Mangels an Ärzt*innen und des demographischen Wandels waren und sind noch immer neue Formen der Versorgung gefragt. Der IBH kommt hierbei eine Vorreiterrolle zu. Seit ihrem Bestehen hat sie bereits drei zukunftsweisende Projekte entwickelt und auf den Weg gebracht. 2008 wurde das Palliativnetz Bielefeld e.V. aus der Taufe gehoben, damit unheilbar erkrankte Menschen nach Möglichkeit in ihrem Zuhause versorgt werden können. Hinzu kamen der „Pflegeheimvertrag“ und das „Geriatrische Netzwerk“.
Das Ärztenetz Bielefeld e.V. wurde 2015 durch die IBH und das Palliativnetz Bielefeld e.V. zur Etablierung themenbezogener Verträge gegründet. In sogenannten Selektivverträgen können Ärztenetze individuelle, auf die Patient*innen mit ihren Bedürfnissen bezogene Leistungen mit den Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung (KVWL) aushandeln.
Bei dem bereits angesprochenen Projekt „Pflegeheimvertrag“ profitieren Bewohner*innen von Pflegeheimen von einer strukturierten Zusammenarbeit zwischen Hausärzt*innen und Pflegeheimen und einer erweiterten Rufdienstbereitschaft eines in der Altersmedizin erfahrenen Arztes oder einer Ärztin. Mittlerweile sind 1.161 Bielefelder Heimbewohner*innen in dem Vertrag eingeschrieben. Das „Geriatrische Netzwerk“ verfolgt das Ziel, älteren und oft chronisch kranken Menschen zu einem selbstbestimmten Leben im häuslichen Umfeld zu verhelfen. Betroffenen werden Koordinatoren an die Seite gestellt, die sie in enger Absprache mit dem Hausarzt/der Hausärztin begleiten und Hilfen wie Tagespflege, Beantragung von Pflegestufen etc. organisieren.
Das dritte Projekt des Ärztenetzes, „Antibiotische Therapie in Bielefeld“ (AnTiB), hat bereits bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Bielefelder Ärzte und Ärztinnen haben das Projekt initiiert, um den zunehmenden Antibiotika-Resistenzen entgegenzuwirken, die im Wesentlichen auf den breiten und häufig unkritischen Einsatz von Antibiotika zurückzuführen sind. Ziel ist es, die Antibiotikaverordnungen in Bielefeld quantitativ zu reduzieren und qualitativ zu verbessern. Vor dem Hintergrund, dass Infektionen mit resistenten Bakterien oft schwer heilbar, manchmal sogar unheilbar sind, ein äußerst wichtiges Projekt.
„Besonders das in Bielefeld entwickelte innovative Palliativmodell, das in unserer Stadt seit 2008 umgesetzt wird, stößt in ganz Deutschland auf großes Interesse und wird inzwischen landesweit und in vielen Bundesländern umgesetzt.“
Dr. Ulrich Weller
„Besonders das in Bielefeld entwickelte innovative Palliativmodell, das in unserer Stadt seit 2008 umgesetzt wird, stößt in ganz Deutschland auf großes Interesse und wird schon seit vielen Jahren landesweit umgesetzt“, berichtet Dr. Ulrich Weller. „Wir versorgen jedes Jahr rund 950 Patienten. Davon können über 80 Prozent in ihrer gewohnten Umgebung versterben.“ Das Beispielhafte an dem Modell ist, dass interdisziplinär zusammengearbeitet wird. Das Palliativnetz kümmert sich um die Zusammenführung aller selbstständig agierenden Akteur*innen, die sich mit der Versorgung sterbender Menschen beschäftigen, so dass die Betroffenen passgenaue Hilfen erhalten, die reibungslos ineinandergreifen. Die Patient*innen profitieren von der Fortführung der medizinischen Versorgung durch den eigenen Hausarzt oder Hausärztin und einer 24-Stunden-Einsatzbereitschaft erfahrener Palliativmediziner*innen durch den Palliativmedizinischen Konsiliardienst. Außerdem wird jedem Patienten bzw. jeder Patientin ein Koordinator oder eine Koordinatorin an die Seite gestellt, der die Hilfen im pflegerischen, psychosozialen, ethischen und leistungsrechtlichen Bereich in Delegation und enger Zusammenarbeit mit den Hausärzt*innen in die Wege leitet und koordiniert.
Die Förderung des hausärztlichen Nachwuchses für eine hochwertige wohnortnahe hausärztliche Versorgung ist für Dr. Ulrich Weller eine Herzensangelegenheit. Wie wichtig die Hausärzt*innen sind, belegt eine Zahl aus der Versorgungsforschung: In über 80 Prozent der Fälle können sie die Patientenprobleme in der eigenen Praxis lösen. „Hausärzte kennen ihre Patienten meistens über viele Jahre und haben einen guten Überblick über die Krankengeschichte. Sie koordinieren die medizinische Versorgung und führen ihre Patienten durch den Dschungel einer zunehmend spezialisierten Gesundheitsversorgung“, so Dr. Ulrich Weller, der 1993 die väterliche Praxis in Bielefeld-Gadderbaum übernahm und heute mit den Schwerpunkten hausärztliche Versorgung akuter und chronischer Erkrankungen, Palliativmedizin, Geriatrie, Sportmedizin, kleine Chirurgie und Chirotherapie tätig ist.
Um den medizinischen Nachwuchs nach Bielefeld zu holen, wurde ein „Weiterbildungsverbund“ mit allen Bielefelder Kliniken geschlossen. „Mit dieser ,Weiterbildung im Gesamtpaket` bieten wir approbierten Ärzten während ihrer fünfjährigen Weiterbildung zum Allgemeinmediziner eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene nahtlose Rotation durch alle Weiterbildungsabschnitte in Krankenhaus und Praxis. Unser Angebot wird so gut angenommen, dass ich den Eindruck habe, dass der Hausärztemangel in Bielefeld die Talsohle durchschritten hat“, freut sich Dr. Ulrich Weller.
Außerdem erhofft er sich weitere Impulse durch die Einrichtung der neuen Medizinischen Fakultät in Bielefeld. Diese werde nicht nur neue Mediziner*innen hervorbringen, sondern ebenfalls dazu beitragen, dass sich das Bild der Allgemeinmedizin in der Außenwahrnehmung verbessert. „Denn wir Hausärzte haben ein Imageproblem“, erläutert der Vorsitzende des Ärztenetzwerks weiter. „Der Hausarzt wurde in den letzten 20 Jahren zum ,Lotsen‘ herabgewürdigt, der angeblich nur noch für Husten und Schnupfen zuständig sein soll und darüber hinaus an Spezialisten überweist. Dieser ungerechtfertigte Imageverlust verstärkt den Trend, dass der Beruf des Hausarztes für die nachrückende Medizinergeneration nicht besonders attraktiv erscheint. Auch auf der politischen Ebene muss daran gearbeitet werden, dass die Attraktivität dieses Berufes durch strukturelle sowie inhaltliche Stärkung wieder weiter steigt.“
Um über die Projekte des Ärztenetzes Bielefeld e.V. und Entwicklungen im Gesundheitswesen umfassend zu informieren, erschien im vergangenen Jahr die erste Ausgabe des Patientenmagazins. Die gute Resonanz zeigt, dass das Ärztenetz Bielefeld e.V. die drängenden Themen im Gesundheitswesen gezielt angeht, um für die Patient*innen die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
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